Wenn Roland Karney Kundengespräche führt, ist er nicht allein. Seine Frau ist immer mit dabei. Das klingt komisch, ist für den Maurermeister aus Steimbke aber über die Jahre hinweg eine große Unterstützung. Anja Karney leitet eine Werbeagentur. Damit ist sie nicht nur nah an den Kunden ihres Mannes, sondern auch für andere Handwerksbetriebe eine Ansprechpartnerin in ihrem Fach.
Das Spezialgebiet des Betriebs: die Verarbeitung von Tadelakt. „Der charmante Fliesenersatz der besonderen Art verleiht Eleganz und Ruhe“, hat Anja Karney für einen Flyer getextet. „Das Faszinierende am Tadelakt ist die Mischung aus Tradition und Moderne“, sagt Roland Karney. „Im Gegensatz zu gröberen Bau- und Putzarbeiten entstehen aus Tadelakt immer wieder kleine Kunstwerke.“ Wie der Waschtisch, der im Eingangsbereich ihres Fachwerkhauses auf zwei Sockeln steht oder verschiedene Kunstgegenstände und Wandreliefs. Durch die konkaven und konvexen Flächen des Materials wird die Aufmerksamkeit schon von Weitem gesteuert und es entsteht eine „magische Anziehungskraft“.
Woher der Glanz kommt? Einerseits durch die Bearbeitung mit Kelle und Spachtel, andererseits durch das Verdichten mit speziellen Edelsteinen. Sie haben einen bestimmten Härtegrad. Laut der Mohs´schen Skala, die in der Mineralogie und Geologie zum Einsatz kommt, muss er mindestens sieben betragen. Tadelakt besteht aus Muschelkalk und ist nach der Bearbeitung härter als das Urgestein selbst. „Mit einer speziellen Olivenölseife wird die Oberfläche vor Vollendung poliert“, erklärt Roland Karney.
Vor fünf Jahren hat das Ehepaar die Technik erlernt und seitdem weiterentwickelt. Für den Maurermeister ist es ein zusätzliches Standbein. Der Schwerpunkt des Bauunternehmens liegt jedoch in der Altbausanierung, der Arbeit mit ökologischen und historischen Baustoffen sowie im Kalk- und Lehmputz.
Aufträge für Tadelaktarbeiten erhält er vorwiegend für Bäder und Küchen, aber auch für Wohn- und Arbeitsbereiche. Der Vorteil des Materials: ökologisch unbedenkliche, fugenlose und schimmelresistente Oberflächen. Zwei Dinge fordern Karney bei der Verarbeitung besonders: „Mehr als vier Quadratmeter pro Tag schafft man einfach nicht. Und man muss in einem Rutsch arbeiten, damit eine gleichmäßige Fläche entsteht“, berichtet er. Bei größeren Aufträgen ist deshalb gute Planung gefragt.
Und wie kommen die Karneys an ihre Aufträge? „Vorwiegend durch Mundpropaganda und Empfehlungen“, sagt die 46-jährige Unternehmerin. Aber auch auf kleinen Messen und Kunsthandwerkermärkten sind sie mit ihren Tadelaktvorführungen vor Ort. Was sie immer wieder überrascht: „Die Kunden kommen noch nach Jahren mit den Flyern, die wir dort verteilen. Sie erinnern sich an uns“, sagt Anja Karney. Das liegt vielleicht auch daran, dass nicht viele Betriebe in Norddeutschland mit dem noch seltenen Naturmaterial arbeiten. Im Sommer bieten die beiden auch Workshops zum Arbeiten mit Tadelakt an.