„Guck mal, was für eine interessante Zunge!“ Eine gute Portion Angst könnte jetzt Leben retten.
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Sicher ist sicher

3 Gründe, warum Angst eine gute Ratgeberin sein kann!

Ängstliche Menschen gelten als entscheidungsschwach und als schlechte Unternehmer. Ganz falsch, meint eine Psychologin – und bricht eine Lanze für die Ratgeberin Angst.

Auf einen Blick:

  • Angst hilft, Risiken einzuschätzen: Ohne Angst hätte die Menschheit wohl kaum überlebt.
  • Wenn die Angst aber keine Ruhe gibt, lähmt sie eher. Dann hilft es, sie konkret zu Ende zu denken: Was kann schlimmstenfalls passieren? Und warum sollte das passieren? So bringt uns die Angst auf Ideen, wie wir durch Handeln das Risiko verringern können.
  • Grund 1: Angst schützt vor zu viel Risiko

    „Ohne Angst wäre die Menschheit seit der Steinzeit nicht sehr weit gekommen, weil sie zu hohe Risiken eingegangen wäre: Klar bin ich schneller als der Höhlenbär!“, sagt Psychologin Dagmar Holzberger. „Ohne Angst hätte der Mensch nicht überlebt.“

    Angst schützt vor zu viel Risiko. Das gilt auch im Betrieb. Wer beispielsweise völlig angstfrei eine zweite Niederlassung eröffnet oder viel Kapital für ein neues Produkt investiert, geht ein hohes Risiko ein. „In solchen Momenten ist die Angst eine gute Ratgeberin, denn sie beschützt uns“, betont Holzberger.

    Grund 2: Angst lässt uns nachdenken

    Was passiert, wenn wir Angst bekommen? Uns fällt vor einer Entscheidung ein, was alles schief gehen könnte.

    „Die Angst bringt uns erstmal zum Nachdenken“, sagt Holzberger. „Das ist gut, denn wir erkennen Risiken. Ein Unternehmer, der investieren oder eine andere weitreichende Entscheidung treffen will, braucht Angst, um das Risiko zu bewerten, das er eingeht.“

    Aber manchmal gibt die Angst keine Ruhe. Um beim Beispiel zweite Niederlassung zu bleiben: „Vieles könnte nicht klappen“, flüstert die Angst in unser inneres Ohr. „Es könnte sein, dass keine Kunden kommen. Der Umsatz bleibt aus und Du kannst den Kredit nicht bedienen. Dann gehst Du pleite, verlierst Haus, Betrieb, Frau und Freunde.“

    „Dann hilft es, die Sache konsequent zu Ende zu denken: Was kann schlimmstenfalls passieren? Riskiere ich wirklich Haus und Hof?“, so Holzberger. „Wie sieht die Situation konkret aus, wenn ich drei Jahren tatsächlich nur einen Kunden am neuen Standort habe?“

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    Grund 3: Angst weckt Ideen

    Wenn wir unsere Ängste zu Ende denken, erscheint die Hilfe oft von ganz allein: „Irgendwann kommt der innere Trotzmoment. Wir stellen uns Fragen und kommen auf Ideen, die das Risiko verkleinern“, sagt Holzberger.

    Vielleicht kommt wirklich lange keine Kundschaft in die zweite Niederlassung – aber warum sollte man drei Jahre tatenlos zusehen, bis der Betrieb wirklich zahlungsunfähig ist?

    „Man würde vorher etwas unternehmen“, betont Holzberger. Zum Beispiel schon vorab das Wohnhaus auf den Partner übertragen und anderes Vermögen absichern. Den Standort sorgfältig prüfen, ob er für das Gewerk geeignet ist. Wenn nach der Eröffnung kein Kunde kommt, Marketing betreiben, oder im schlimmsten Fall die Niederlassung rechtzeitig wieder schließen, bevor das Schlimmste eintritt.

    „Diese Ideen kommen bei Grübeleien nur auf, wenn die Angst wirklich konsequent und möglichst konkret zu Ende gedacht wird – am besten sogar bis ins Lächerliche“, sagt die Psychologin.

    Wann merke ich, dass meine Ängste ungesund sind?

    Angst kann zum Problem werden, wenn sie sich nicht mehr konkret durch Fragen und Ideen einhegen lässt. „Dann kreist man um die Ängste, verliert den Bezug zur Realität und lässt die Angst überhand nehmen“, so Holzberger.

    Der Effekt: Statt mit Fragen, Ideen und Taten den Ängsten ihre Grundlage zu entziehen, ist man wie gelähmt. „In solchen Fällen sollte man sich Hilfe suchen“, betont die Psychologin.

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