Erfahrene Mitarbeiter beim anderen Kollegen abwerben – viele Handwerker empfinden das als unfair. Thorsten Moortz, Unternehmensberater im Handwerk, sieht das anders: „Ich muss doch kein schlechtes Gewissen haben, wenn ich einen Menschen vor einem schlechten Arbeitgeber rette.“ Methoden wie direktes Ansprechen am Arbeitsplatz oder eine fette Geldprämie lehnt allerdings auch Moortz ab. „Da riskiere ich im schlimmsten Fall die Androhung körperlicher Gewalt.“
Stattdessen sollten sich Handwerker auf ihre Marketingstrategie besinnen und um Mitarbeiter so werben, wie sie um Kunden werben. „Den Fachkräftemangel können Sie nicht ändern“, sagt der Unternehmensberater. „Also ändern Sie Ihre Strategie.“
Für Arbeitgeber mit offenen Stellen hat er deshalb 5 Tipps.
1. Werden Sie im regionalen Markt sichtbar
Kennt man Ihr Unternehmen in der Region? Dann haben Sie den ersten Schritt schon gemacht. Falls nein, sollten Sie das dringend ändern. „Niemand wird sich aus einer Stelle heraus bei Ihnen bewerben, wenn er den Betrieb nicht positiv wahrgenommen hat“, sagt Moortz. „Wenn Sie aber bekannt sind durch Ihre bunten Firmenfahrzeuge, Baustellenschilder oder auch Sponsoring der örtlichen Vereine und Ihren guten Ruf, werden Ihre Stellenzeigen anders wahrgenommen – egal auf welchem Kanal.“
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2. Machen Sie Ihre Mitarbeiter glücklich
Wer neue Mitarbeiter braucht, sollte dafür sorgen, dass das bestehende Team glücklich ist. „Abwerben funktioniert über Netzwerke, gerade über die Ihrer Mitarbeiter“, sagt Moortz. Niemand aber werde einen Bekannten zu einem Arbeitgeber lotsen, wenn er selbst dort nicht zufrieden ist. „Auch für 1.000 Euro Prämie stürze ich keinen Freund ins Unglück.“ Also sorgen Sie dafür, dass die Stimmung im Team gut ist.
3. Nutzen Sie die Schwächen Ihrer Mitbewerber
Sie kennen doch die Betriebe in Ihrer Region – wie wird dort gearbeitet? Und was ist bei Ihnen besser? Genau das sollten Sie in Ihren Stellenanzeigen ausdrücklich erwähnen.
Überlegen Sie also, warum Fachkräften die Arbeit, Bezahlung und Organisation in Ihrem Betrieb besser gefallen könnten als beim aktuellen Arbeitgeber. Sie liefern maßgefertigte Möbel, während andere Tischler sich auf den Einbau von Fenstern spezialisiert haben? „Wer sich als Fensterbauer langweilt, könnte sich angesprochen fühlen“, so Moortz. Sie zahlen über Tarif und die Stimmung im Team ist Ihnen einen Urlaubstag extra wert? Sie fördern Frauen? Dann schreiben Sie das in Ihre Stellenanzeigen!
„Denken Sie wie im Marketing“, sagt der Unternehmensberater. „Auch da stellen Sie Ihre Stärken gegenüber den Mitbewerbern heraus.“
4. Räumen Sie vor dem Abwerben von Mitarbeitern Hemmnisse aus dem Weg
Sich aus einem Job heraus zu bewerben, kostet Energie, denn es stehen Hemmnisse im Weg. Diese können Sie abräumen, bevor Sie Mitarbeiter abwerben, ist Moortz überzeugt. „Überlegen Sie sich, was einen Bewerber davon abhalten könnte, sich bei Ihnen zu melden, und entkräften Sie diese Sorge in der Stellenanzeige.“ Er nennt drei Beispiele:
5. Halten Sie Kontakt zu ehemaligen Mitarbeitern
Wie reagieren Sie, wenn ein Mitarbeiter kündigt: wütend und beleidigt? Oder wünschen Sie ihm von Herzen alles Gute und erinnern ihn daran, dass die Tür immer offensteht? Thorsten Moortz empfiehlt die zweite Variante.
Danach ist es wichtig, den Kontakt zu halten. „Viele folgen ihrem ehemaligen Arbeitgeber auch weiterhin auf Facebook oder Instagram“, sagt Moortz. Hier komme wieder die Marketing-Strategie ins Spiel: „Posten Sie Fotos, die zeigen, was bei Ihnen besser ist als beim neuen Arbeitgeber.“ Oder – auch das sei ihm schon untergekommen – laden Sie den ehemaligen „aus Versehen“ zur Weihnachtsfeier ein, er wird sich sicher melden. „Sie können sich mit dem schlecht gepflegten Verteiler rausreden“, sagt Moortz. „Dann laden Sie ihn nochmal mündlich ein und sagen: ,Du kennst doch eh alle noch! Wir freuen uns, wenn Du dabei bist‘“.
Jemand kommt zurück? Dann begrüßen Sie ihn wie den verlorenen Sohn und nicht wie jemanden, der sich dafür schämen muss, abtrünnig geworden zu sein. „Ein Ehemaliger, der zurückkommt, ist ein super Kompliment für den Arbeitgeber. Das sollte dann auch gefeiert werden!“
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