Symbolbild zum Thema Krise in Deutschland.
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Patient Deutschland? Zwei Wirtschaftsforschungsinstitute rechnen 2024 mit Stagnation.

Politik und Gesellschaft

Deutschland wie gelähmt? Wirtschaftsforscher senken Prognose

Wirtschaftsforschungsinstitute prognostizieren Stagnation im Wirtschaftswachstum. Die Gründe lägen auch in der aktuellen Wirtschaftspolitik. Positive Signale gibt es beim privaten Konsum.

„Die deutsche Wirtschaft ist wie gelähmt“, urteilt das Ifo-Institut in seiner aktuellen Konjunkturprognose. Während sich in anderen europäischen Ländern eine Erholung andeute, befinde sich die deutsche Wirtschaft im Winterhalbjahr 2023/24 „anders als erwartet“ in einer Rezession. Das Institut senkte die Wachstumsprognose des Bruttoinlandsprodukts für das laufende Jahr von 0,7 auf 0,2 Prozent.

Noch etwas pessimistischer bewertet das Kiel Institut für Weltwirtschaft (IfW Kiel) die Situation. Es revidiert seine Wachstums-Erwartungen aus der Winterprognose von 0,9 auf nun 0,1 Prozent. „Die Exportwirtschaft leidet unter einer schwächelnden Weltkonjunktur, die Geldpolitik der Europäischen Zentralbank wirkt restriktiv und dürfte das auch noch bis ins kommende Jahr hinein tun, und die Sparanstrengungen der Bundesregierung kommen zu einem ungünstigen Zeitpunkt und versprühen zusätzlichen Pessimismus“, sagte Moritz Schularick, Präsident des IfW Kiel.

Licht im Schatten

Dennoch gebe es auch positive Zeichen. Laut den Prognosen der beiden Wirtschaftsinstitute wird die Inflationsrate in diesem Jahr weiter sinken und sich zwischen 1,6 und 1,7 Prozent einpendeln. Interessant für Handwerker im Privatkundensegment: Der private Konsum nehme zu. Dank hoher Lohnabschlüsse und rückläufiger Inflationsrate wachse die Massenkaufkraft. Die Bauinvestitionen hingegen stünden weiter unter Druck; der Wohnungsbau schrumpft laut IfW Kiel mit 4 Prozent noch stärker als in den letzten beiden Jahren.

Das Ifo Institut rechnet zwar für Verbraucher mit sinkenden Gas- und Strompreisen, betont aber zugleich die hohe Unsicherheit bei der Energiepreisentwicklung. Die hänge entscheidend von der geopolitischen Entwicklung ab.

Ein weiteres erhebliches Risiko sehen die Ifo-Wirtschaftsforscher in der aktuellen Wirtschafts- und Finanzpolitik aus: Angesichts der aktuellen Haushaltssituation und den anstehenden, „vorrausichtlich abermals schwierigen Verhandlungen zum Bundeshaushalt 2025“ sei es nicht unwahrscheinlich, dass dringend nötige Reformen verschleppt werden. Die Unsicherheit über wichtige wirtschaftspolitische Weichenstellungen würden die Konjunktur lähmen und das langfristige Wachstum hemmen, da Ausgaben für Investitionen und Konsum zurückgehalten werden.

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