Schon wieder abgestürzt? Schlecht funktionierende Technik ist ein massiver Stressfaktor.
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Digitaler Stress im Betrieb: Woher er kommt – und was wirklich hilft

Permanente Erreichbarkeit, Informationsflut und dann stürzt auch noch die Hardware ab. Digitaler Stress hat viele Gesichter. Hilfe kommt aus der Wissenschaft.

Auf einen Blick:

  • Digitaler Stress im Betrieb entsteht oft durch Überforderung: Zu viele Informationen und zu viele Nachrichten unterbrechen die Arbeit und setzen Sie und Ihr Team unter Druck.
  • Ebenfalls echte Stressoren: ständige Veränderungen der Arbeitsabläufe durch neue Software oder Updates und unzuverlässige Technik.
  • Für Abhilfe sorgen klare Regeln für digitale Kommunikation per Mail und Chat.
  • Je vertrauter Ihre Mitarbeitenden (und Sie selbst) mit der Funktion der Hard- und Software sind, desto weniger stresst sie. Achten Sie deshalb auf gute Einführung und Weiterbildung.
  • Externe Hotlines sollten gut erreichbar sein, dann entlasten sie auch bei Systemabstürzen. Beziehen Sie die Qualität der Hotline in Ihre Entscheidung beim Software-Kauf mit ein.
  • Die Digitalisierung ist ein unverzichtbarer Teil unseres Lebens, mit all ihren Vorteilen. Doch die so nützlichen digitalen Helfer haben auch eine Kehrseite: Die ständige Erreichbarkeit per Telefon, Chat oder Email sorgt für permanente Unterbrechung. Die Flut von Informationen, die auf uns einströmt, müssen wir mühsam nach relevanten Inhalten durchsieben. Unzuverlässige Technik treibt den Blutdruck in die Höhe und permanente Updates von Programmen und Apps zwingen uns, routinierte Arbeitsabläufe immer wieder neu zu üben. Das alles stresst!

    Zum Glück gibt es Abhilfe. René Riedl, Professor für Digital Business und Innovation an der FH Oberösterreich, beschreibt in seinem Buch „Digitaler Stress. Wie er uns kaputt macht und was wir dagegen tun können“, nicht nur anschaulich die Ursachen und die Auswirkungen, sondern liefert praktische Tipps.

    Stressursache 1: Ping! Zu viel Kommunikation

    René Riedl spricht von einer Kommunikationsmisere: Weil wir so leicht und unkompliziert kommunizieren können, sind alle permanent auf Sendung. E-Mails und Chatnachrichten erreichen uns ständig und unterbrechen uns. Konzentriertes Arbeiten ist so nur schwer möglich. Auch wichtige Erholungsphasen werden gestört. Hinzu kommt der Druck, sofort reagieren zu müssen, auch wenn es gerade nicht passt.

    Lösung 1: Klare Regeln für möglichst wenig Kanäle Sorgen Sie dafür, dass Sie und Ihre Mitarbeitenden nicht mit zu vielen unterschiedlichen Kommunikationskanälen arbeiten. Je mehr Chats, Plattformen und Apps zur Verfügung stehen, desto häufiger werden sie unterbrochen.

    Zudem sollten klare Regeln für die digitale Kommunikation gelten, sagt Riedl. Er rät, E-Mails nicht permanent, sondern an zwei bis vier festgelegten Zeiträumen abzurufen und zu bearbeiten. Hilfreich sind außerdem Schulungen, um Filterfunktionen der Mail- und Chatprogramme anwenden und Ruhezeiten einrichten zu können. So werden dringende und unwichtige Mails getrennt und Unterbrechungen reduziert.

    Und nicht zuletzt: Bieten und nutzen Sie selbst Fortbildungen zum Thema digitale Kommunikation. Viel unnötiger Stress kann durch klare Mails und Nachrichten verhindert werden – oder auch durch die Entscheidung, bei einem sensiblen Thema lieber zum Telefonhörer zu greifen.

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    Stressursache 2: Nicht schon wieder ein Update – permanenter Wandel

    Die meisten Menschen mögen keine Veränderungen. Dass uns moderne Technik durch Software-Updates immer wieder dazu zwingt, Bekanntes neu zu lernen und uns immer wieder anzupassen, stresst uns. Sicher geglaubte Arbeitsabläufe müssen wieder geübt werden, das verunsichert und nervt.

    Lösung 2: Gute Schulung

    Der Hauptstressfaktor in der permanenten digitalen Veränderung ist Unsicherheit, so Riedl. Geben Sie also Ihrem Team Sicherheit, indem Sie die Einführung neuer Programme, Updates oder zusätzlicher Hardware gründlich vorbereiten. Sorgen Sie dafür, dass alle die wichtigsten Informationen gut aufbereitet erhalten.

    Vergessen Sie nicht, Ihr Team im Umgang mit der Technik zu schulen – und zwar alle, die damit zu tun haben. Nur einzelne Botschafter fortzubilden, die dann die anderen informieren, funktioniere nur unter einer Bedingung gut, schreibt Riedl: Diese Key-User müssen auch ausreichend Zeit und Gelegenheit bekommen, ihr Wissen weiterzugeben. Doch daran mangele es fast immer.

    Foto: kerriephotography.at Der Hauptstressfaktor in der permanenten digitalen Veränderung ist Unsicherheit, sagt René Riedl.

    Stressursache 3: Jetzt ist er schon wieder abgestürzt – unzuverlässige Technologie

    Wir alle hätten sicher gern schon mal den streikenden Computer aus dem Fenster geworfen. Oder saßen mit trommelnden Fingern vor dem Bildschirm, weil das System nur langsam reagiert. Ein klares Indiz dafür, wie stark nicht funktionierende Technik uns stresst.

    Die körperlichen Auswirkungen sind erheblich. Laut Riedl konnte in medizinischen Versuchen nachgewiesen werden, dass sich zum Beispiel die Herzfrequenz immer weiter erhöht, je länger der Computer braucht, um eine Anfrage zu beantworten. Zeitdruck verschärft das Problem. Ein kompletter Systemabsturz führt nicht nur zu höherer Herzfrequenz, sondern messbar zum Anstieg von Blutdruck sowie der Hormone Adrenalin und Kortisol. Chronisch erhöhte Kortisolwerte haben erhebliche negative Auswirkungen auf die Gesundheit.

    Lösung 3. Eine funktionierende Hotline

    Eigentlich ist die Lösung ganz einfach: Sie brauchen eine funktionierende Hotline – oder jemanden im Betrieb, der bei Computerproblemen zuverlässig zur Verfügung steht. Laut Riedl lässt sich so der Stress signifikant reduzieren.

    Konkret bedeutet das, dass Sie bei der Auswahl einer neuen Software deren Hotline-Verfügbarkeit und -Qualität in die Entscheidung einbeziehen sollten. Vielleicht können Sie auch einen Mitarbeiter so schulen, dass er als „Ersthelfer“ bei Problemen zur Verfügung steht? Das hilft übrigens auch bei der Mitarbeiterbindung: Riedl zitiert eine Umfrage von Yougov, bei der die Top-5 der Aufreger am Arbeitsplatz abgefragt wurden. Platz 1 mit 55 Prozent und weit vorne liegend: „Mein Computer funktioniert nicht.“

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