Künftig soll nur noch mit 65 Prozent Erneuerbaren geheizt werden: So sieht es zumindest der Entwurf für das neue Gebäudeenergiegesetz vor. Sind diese Pläne noch zumutbar? Und wird eine Sanierung wirklich bis zu 300.000 Euro kosten?
Olaf Zimmermann hat dazu schon verschiedenste Meinungen gehört. Er ist Zentralheizungs- und Lüftungsbauermeister, führt einen Betrieb in München und ist Obermeister der SHK-Innung München. Der Zeitung TZ hat Zimmermann im Interview seine persönliche, fachlich geprägte Meinung zu den Themen geschildert.
Handwerker werden nicht gefragt
Was stört den Meister an der Debatte um das Gesetz? „Leider wird die Debatte nicht sachlich geführt“, sagt Zimmermann in dem Interview. In Talkshows sehe er Leute über das Thema reden, die nie eine Zange in der Hand hatten, „anstatt einfach mal uns Handwerker zu fragen.“ Folge: „Weil alle so verunsichert sind, erleben wir gerade einen Ansturm auf Öl- und Gasheizungen, was ökologischer Irrsinn ist.“
Kosten die Gesetzespläne, wie der bayerische Ministerpräsident Markus Söder warnte, Hauseigentümer bis zu 300.000 Euro? „Wenn ich in einem alten Fachwerkhaus mit Zweiglasfenstern und Einrohrheizungen wohne und zudem noch das Dach kaputt ist, mag das hinhauen“, sagt Zimmermann. Für den Normalfall aber gelte das nicht. Eine Ölheizung koste rund 20.000 Euro. Um konform mit dem geplanten Gesetz zu sanieren, käme eine Hybrid-Variante zum Beispiel aus neuer Ölheizung kombiniert mit Solarthermie in Frage. Das koste 30.000 Euro; eine Heizungskombination mit einer Wärmepumpe läge bei 40.000 Euro. Zimmermann selbst heize seit vier Jahren mit einem Hybridsystem aus Ölbrennwert-Anlage und Wärmepumpe: „Wenn ich günstiges Öl im Tank hab’, verheize ich mehr Öl, wenn der Strom günstig ist, läuft die Wärmepumpe.“
Kein Geld für die Heizung?
Wie bewertet Zimmermann die zusätzlichen Belastungen durch diese Mehrinvestitionen, die auf Hauseigentümer zukommen könnten? Der Meister hält es für wichtig, „dass das geplante Gesetz Ausnahmen und Härtefallregeln vorsieht“. Zimmermann glaubt aber, dass sich die Mehrheit die neue Heizung locker leisten könnte. „Ich sehe jeden Tag bei meinen Kunden, welche Autos vor der Garage parken“, sagt Zimmermann. Das Geld sei oft da, es werde nur nicht für eine Heizung ausgegeben.
Findet der Unternehmer den Gesetzesentwurf vernünftig? „Ja“, sagt Zimmermann. Bei dem Wissen über den Klimawandel müsse man gegensteuern. Die Starkregen-Flut im Ahrtal habe 180 Menschenleben gefordert und außerdem extrem viel Geld gekostet. „Verglichen damit ist CO2-neutrale Technik im Heizungskeller günstig.“
Stimmen Sie dem Heizungsbauer zu? Oder sehen Sie es vielleicht ganz anders? Schreiben Sie uns an redaktion@handwerk.com. Jede sachlich formulierte Meinung ist willkommen.
Auch interessant: