Mit einer Tischlerei und einem Möbelhaus fand dieser Betrieb zu seiner Berufung: Ferienhäuser ausstatten. 
Foto: Babian Nockel / Central Studios
Mit einer Tischlerei und einem Möbelhaus fand dieser Betrieb zu seiner Berufung: Ferienhäuser ausstatten. 

Inhaltsverzeichnis

Holzhelden

Diese Handwerker machen Urlaube schön

Wer richtet eigentlich Ferienhäuser ein? Das fragte sich einst ein Bauträger und ging auf zwei Tischler zu. Die fanden darin eine neue Berufung.

Auf einen Blick:

  • Die Handwerker Jan und André Krüger sorgen dafür, dass sich Urlauber in ihren Unterkünften wohlfühlen: sie richten Ferienhäuser ein. 
  • Das Geschäftsmodell ging auf eine einfache Idee zurück: Um die Möbel ihrer Tischlerei einem größeren Publikum zu zeigen, eröffnete das Unternehmen vor einigen Jahren ein Möbelhaus. Und das zog die richtige Kundschaft an. 

Mecklenburg-Vorpommern im Sommer – das klingt nach viel Grün, großen Seen, langen Stränden und Ostseescholle satt. Oder kurz: Nach Urlaub! Und wo Menschen gerne Urlaub machen, wollen sie sich wohl und heimisch fühlen. Dafür zu sorgen, ist die Spezialität der Tischler Jan und André Krüger. Die Brüder haben sich rund um ihren Innungsbetrieb, die JA Holzfabrik, einen kleinen Einrichtungskosmos bestehend aus Möbelhaus, Dekorationsshop und dem Projektgeschäft mit Ferienhauseinrichtungen aufgebaut. Inzwischen haben sich die Ferienhausausbauten zum wichtigsten Geschäftsfeld entwickelt. „Wir machen damit zurzeit 60 bis 70 Prozent unseres Umsatzes“, berichtet Jan Krüger. Gerade richtet sein Team 27 Ferienwohnungen in Schleswig-Holstein ein, im Herbst sollen 30 Wohnungen auf Rügen folgen.

Holzhandwerk nah an der Natur

„Wir richten Ferienwohnungen löffelfertig ein“, erzählt Krüger. Das Geschäft wird über die Möbel Krüger Einrichtungs GmbH mit acht Mitarbeitern abgewickelt. „Unsere Tischlerei verdient an jedem Projekt mit.“ Auch die Tischlerei zählt insgesamt sieben Mitarbeiter und ist unter anderem auf rustikale Möbel spezialisiert. Möbel mit Baumkante, die klassisch mit dem Zugeisen bearbeitet werden, sind hier ebenso im Programm wie rustikale Regale oder Tische in verschiedensten Ausführungen. „Wir finden die Natur schafft die schönsten Möbel. Aber am Ende entscheidet der Kunde im Beratungsgespräch, ob er es schlicht oder wilder mit sichtbaren Ästen und Rissen haben will“, sagt Krüger.

Klassische Arbeiten für Ferienwohnungen sind zum Beispiel  Tische und Regale, sowie Einbauschränke in Nischen und unter Dachschrägen. Auf Wunsch planen und fertigen die Tischler aber auch komplette Küchen selbst. „Es zählt zu unseren Stärken, dass wir diese Dinge beim Einrichten mit anbieten können“, sagt Krüger. Obwohl der Möbelbau in der Familie eine gewisse Tradition hat, war zwischenzeitlich nicht abzusehen, dass der Betrieb damit wieder erfolgreich werden würde. Auf dem Weg dahin brauchte es einige mutige unternehmerische Entscheidungen.

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Der Weg zum Ferienhaus-Einrichter

Gegründet hatte Großvater Werner Krüger die Tischlerei 1951. Schnell entwickelte er sich vom Sargbau zum Möbelbau, fertigte Schrankwände, Ess- und Couchtische. Selbst für DDR-Staatsoberhaupt Erich Honecker habe er mal gebaut: 12 Stühle für die Störtebecker Festspiele. „Opa war ein richtiger Macher“, sagt Krüger anerkennend. Als er 1992 überraschend verstarb, musste der Vater von Jan und André Krüger, damals noch Geselle im Familienunternehmen, kurzfristig übernehmen. In einer komplizierten Marktlage: Nach der Wende seien regionale Möbel aus dem Osten nicht sonderlich gefragt gewesen. „Stattdessen strömten die Leute in die Möbelhäuser im Westen“, erinnert sich Krüger. Um zu überleben, schwenkte das Unternehmen auf Bautischlerei, Trockenbau und Fußböden um.

Die Brüder übernahmen das Steuer nach schwerer Krankheit des Vaters im Jahr 2005. Ihr Ziel: „Wir wollten wieder voll auf Möbelbau gehen.“ Einfacher wurde ihre Arbeit dadurch zunächst nicht. Das damalige Team habe eher nach eigenem Gutdünken gehandelt. „Die Disziplin fehlte, wir kämpften gegen Windmühlen“, erinnert sich Krüger. Sie zogen die Reißleine und machten einige Jahre als Duo weiter. Wichtigste Aufgabe: Neue Kunden für ihre Möbelideen finden. Problem: „Unsere Tischlerei liegt sehr abgelegen, da verirren sich wenig Besucher hin“, erzählt der Unternehmer.

Ein Möbelhaus findet seine Bestimmung

Ein geeigneter Showroom mit höherer Sichtbarkeit sollte her – das habe auch mancher begeisterte Auftraggeber empfohlen. Rostock wäre ideal gewesen, doch dort ließ sich keine Ausstellungsfläche finden, die ins damalige Budget passte. Also ging der Blick erneut auf das Land. An einer Abfahrt der A19 wurde Krüger fündig: In den Räumlichkeiten eines verlassenen Möbelhauses. „Die Bank war nicht unbedingt angetan von unserer Idee, ein Möbelhaus dort zu eröffnen, wo schon mal eines Pleite ging“, sagt Krüger. Doch sie bekamen einen kleinen Kredit. „Über Möbel-Leasing konnten wir eine kleine Ausstellung aufbauen, die Wohnkonzepte zeigte, die über unseren eigene Möbelproduktion hinausging“, sagt Krüger.

Und das sollte sich auszahlen. „2012 betrat ein Bauträger das Möbelhaus und der war ganz begeistert von unserer Ausstellung“, erzählt der Tischler. Der Träger würde 50 Ferienwohnungen im Jahr auf den Markt bringen, hätte aber niemanden, der die Wohnungen vernünftig ausstattet. „Als ich nach Hause bin, habe ich überlegt, was man für solche Aufträge benötigt und direkt die Internetadresse ferienhausausstatter.de gekauft“, erzählt Krüger.

Heute stattet der Betrieb Ferienwohnungen inklusive Möbeln, Dekoration, Bildern, Decken und Kissen aus. „In den Wohnungen entsteht ein Mix aus Dingen, die wir selbst bauen und die wir zukaufen.“ Und neben dem Bauträger kamen immer mehr Kunden auf die Brüder zu: einige kamen aus der Region, andere von viel weiter her. „Wir haben beispielsweise auch Auftraggeber aus dem Südwesten, die in Mecklenburg-Vorpommern Ferienwohnungen als Kapitalanlage betreiben.“

Deko macht den Unterschied

Eine Mitarbeiterin bei der Dekoration. „Die richtige Deko macht oft den Unterschied!“, sagt Jan Krüger.
Foto: Babian Nockel / Central Studios
Eine Mitarbeiterin bei der Dekoration. „Die richtige Deko macht oft den Unterschied!“, sagt Jan Krüger.

Erster Anlaufpunkt der Beratung sei immer das Möbelhaus in Kritzkow mit 1.200 Quadratmetern Ausstellungsfläche. „Wir gehen alle Bereiche von der Garderobe bis zur Terrasse durch. Wir können Kunden verschiedene Einrichtungsideen zeigen und bekommen so ein Gespür dafür, welcher Stil ihnen vorschwebt“, erklärt der Unternehmer. Selbst wenn Kunden nicht planen ihr Ferienhaus selbst zu bewohnen, würden sie sich doch gerne ein Stück weit darin verwirklichen.

Großen Wert legt Jan Krüger bei der Beratung auch auf die Dekoration. „Ein schönes Möbelstück erzielt noch nicht die gewünschte Wirkung? Die richtige Deko macht oft den Unterschied!“, sagt er. Das Geschäft mit der Dekoration hat sich für die Unternehmer selbst zu einem Standbein entwickelt. 2017 eröffneten sie ein Geschäft in Kühlungsborn, wo Urlauber stöbern und sich Accessoires für zu Hause mitnehmen können. „Teilweise gehen wir auch mit Kunden in das Geschäft, um Dekorationen für ihre Objekte zu besprechen“, sagt Krüger.

Schließlich soll auch der einst aufgeschobene Traum vom Möbelhaus in Rostock soll dieses Jahr Realität werden. „Auf 270 Quadratmetern werden wir ab Oktober in der Innenstadt einige Premiummarken zeigen. In diesem Segment gibt es in Rostock bisher kaum Angebote“, sagt Krüger. Jetzt fehlt eigentlich nur noch eines: mehr Mitarbeiter. „Wir würden in der Werkstatt sofort drei neue Leute einstellen.“

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