Auf einen Blick:
- Unabhängig vom Alter der Kinder brauchen Mütter Angebote, die für sie als Arbeitnehmerinnen attraktiv sind.
- Handwerksbetriebe können beispielsweise mit kleinen Teams, flachen Hierarchien, flexiblen Arbeitszeiten und Betreuungszuschüssen helfen. Doch das ist lange nicht alles.
- Denn auch die Frage des Arbeitgebers nach individuellen Wünschen und Ideen für flexible Arbeitszeitlösungen von Müttern sind wichtig. Dort liegt die Chance für mehr Frauen auch in männerdominierten Gewerken.
Es sind nicht nur die Kinderbetreuungszeiten, die manchen Handwerksbetrieben die Beschäftigung von Müttern erschweren. Flexible Arbeitszeiten sind auf Baustellen nicht immer einfach umzusetzen. Und nicht jeder im Team hat Verständnis für die Kolleginnen mit Extrawünschen.
„Wer sich gut organisiert und im Team transparent kommuniziert, kann diesen Spagat meistern“, sagt Christina Völkers, Projektleiterin Koordinierungsstelle zur Frauenförderung bei der Handwerkskammer Braunschweig-Lüneburg-Stade. Betriebe, die sich in Sachen Familienfreundlichkeit positionieren, könnten bei jungen Frauen als Arbeitgeber punkten.
Sie gibt Tipps, mit welchen Maßnahmen Handwerksbetriebe Pluspunkte bei Müttern sammeln können.
[Tipp: Sie wollen alle wichtigen Meldungen zum Thema Frauen im Handwerk erhalten? Dann abonnieren Sie den handwerk.com-Newsletter. Jetzt anmelden!]
1. Flexible Arbeitszeiten: Auf Wünsche eingehen
„Es gibt nicht nur eine Lösung für eine reduzierte Arbeitszeit“, betont Völkers. Vielmehr seien die Wünsche nach flexiblen Arbeitszeiten bei Müttern sehr unterschiedlich. Das hänge von den Öffnungszeiten der Betreuungseinrichtungen ab. Dazu kämen die Arbeitszeiten des Partners und die soziale Vernetzung im Umfeld. Völkers rät: „Sprechen Sie mit den Frauen, hören Sie sich ihre Wünsche an und probieren Sie verschiedene Varianten aus.“ Auch Teammitglieder der Frauen, die es betrifft, sollten informiert werden. So könnten Betriebe mögliche Fragen und Sorgen besprechen und um Akzeptanz für Teilzeitmodelle werben.
- In einigen Betrieben sei es beispielsweise praktikabler, wenn eine Person drei volle Tage am Stück mitarbeitet, anstatt nur stundenweise – dafür aber alle fünf Wochentage.
- Bei Büroarbeiten spiele die Anfangszeit der Arbeit meist eine untergeordnete Rolle. Dennoch sei eine Abstimmung im Team wichtig für alle Beteiligten.
- Bei Baustellen-Tätigkeiten könnten Betriebe Müttern ermöglichen, später mit dem eignen Pkw zum Einsatzort zu fahren, falls die Kollegen schon eher vor Ort sind.
- Längere Mittagspausen für Mütter eignen sich in Fällen, in denen sie Kinder von der Kita oder Schule abholen und zur Nachmittagsbetreuung bringen müssen.
- In einigen Gewerken mit Kundenkontakt – wie den Gesundheitshandwerken oder Betrieben im Dienstleistungsbereich – komme auch ausschließlich die Arbeit in den Nachmittags- und Abendstunden infrage, wenn beispielsweise der Partner die Kinderbetreuung übernehmen kann.
In allen Fällen sei es wichtig, dass Arbeitgeber ein Grundverständnis für die betroffenen Familien und die Anerkennung der Situation im Team aufbringen. Das gelte für Mütter wie Väter gleichermaßen.
2. Termin-Organisation: Mit den Beteiligten sprechen
Bei der Organisation von Terminen, die nicht den Arbeitsalltag betreffen, empfiehlt die Beraterin ebenfalls, Mütter von Beginn an mit in die Planung einzubeziehen.
- Wenn es um außerordentliche Teambesprechungen oder interne Schulungen geht, sollten Mütter bereits vor der Terminplanung angesprochen werden. Dann könnten die Termine so gelegt werden, dass Teil- und Vollzeitkräfte daran teilnehmen können.
- Bei wiederkehrenden Team-Terminen sei es sinnvoll, die Zeiten so abzustimmen, dass alle Mitarbeitenden dabei sein können. Besonders bei Personen in Teilzeit könnte sonst ein Informationsverlust stattfinden, durch den Mitarbeitende benachteiligt werden.
- Für Treffen der Mitarbeitenden in lockerer Atmosphäre könnte auch die Mittagszeit gewählt werden, anstatt ein Abendtermin. Zudem weist Völkers darauf hin, dass es auch bei Abendterminen eine Auswahl an alkoholfreien Getränken geben sollte. Nicht jeder greife nach Feierabend zum Bier oder traue sich nach einer Alternative zu fragen. „Lösen Sie sich von traditionellen Formaten und probieren mal etwas Neues aus“, rät Christina Völkers.
- Auch für externe Fortbildungen oder Kundentermine sollten sich Handwerksunternehmer mit ihren Mitarbeiterinnen zusammensetzen. Wichtig sei, vorab das Gespräch zu suchen und nicht von Annahmen auszugehen, welche Termine passen könnten.
3. Kinderbetreuung: Engagement lohnt sich
Nicht nur Mitarbeiterinnen mit kleinen Kindern sind auf Kinderbetreuung angewiesen. Auch bei Familien mit älteren Kindern können Betriebe wichtige Partner sein, wenn es bei Engpässen eine unkomplizierte Lösung gibt.
Die Möglichkeiten sind laut Völkers vielfältig. Sie rät immer dazu, sich vorher mit den betroffenen Mitarbeitenden auszutauschen und konkrete Wünsche und Bedarfe abzufragen.
- Betriebe können lokale Netzwerke gründen oder sich an bestehenden Angeboten beteiligen, um ihren Angestellten den Zugang zu Kinderbetreuungsplätzen zu erleichtern.
- Auch in Gewerbegebieten könnten sich Kitas ansiedeln, in denen sich Handwerksbetriebe sogenannte „Belegplätze“ für ihre Mitarbeitenden und Familien sichern können.
- Ein Zuschuss oder die komplette Übernahme der Betreuungskosten sei eine Option in punkto Familienfreundlichkeit.
- In einigen Betrieben bietet es sich an, einen Bereich auch für Kinder mit anzubieten, die stundenweise Anschlusszeiten nach Kita oder Schule überbrücken müssen. Ältere Kindern könnten in den Räumlichkeiten Hausaufgaben erledigen, Jüngere sich in einer Spiel- oder Leseecke beschäftigen.
- Finden in Ihrer Region Ferienbetreuungsaktionen statt? Reservieren Sie doch Plätze für die Schulkinder Ihrer Mitarbeitenden. Dann haben die Erwachsenen nicht die Zeit im Nacken und die Kinder haben Ferienspaß.
4. Kommunizieren Sie konkrete Angebote nach außen
Die Umsetzung familienfreundlicher Angebote in Handwerksbetrieben sei ein wichtiger Schritt, um Frauen mit Familie an den Betrieb zu binden. „Die Kommunikation dieser Angebote nach außen ist mindestens genauso wichtig“, sagt Völkers. Somit könnten sich die Menschen in der Umgebung – vor allem potenzielle Mitarbeitende – gezielt über ihr Engagement informieren. So könnten Betriebe vorgehen:
- „Versuchen Sie, in der regionalen Presse Aufmerksamkeit mit dem Thema zu erzeugen“, sagt Christina Völkers. Das könne ein Bericht über eine alleinerziehende Mutter in Teilzeit-Ausbildung sein oder aber ein neu erworbenes Familiensiegel. „Je konkreter Sie informieren, desto besser“, betont sie.
- Nutzen Sie dazu auch „öffentliche Auftritte“, wie die Ehrung der Gesellen oder regionale Messen. Die beste Werbung für den Betrieb seien zufriedene und glückliche Mitarbeitende.
- Informieren Sie auf Ihrer Website, in sozialen Netzwerken und in Stellenanzeigen darüber, was Sie für Angestellte mit Familien tun. Authentische Bilder aus dem Betrieb mit Statements von Mitarbeitenden eignen sich dafür besonders.
- Wenn Sie mit „flexiblen Arbeitszeiten“ werben, nennen Sie immer auch konkrete Beispiele aus Ihrem Betrieb.
- Veröffentlichen Sie Bilder auf Ihren eigenen Kanälen, auf denen Frauen aus Ihrem Betrieb bei der Arbeit zu sehen sind. Das seien wichtige und authentische Referenzen.
Tipp: Sie wollen noch mehr Beispiele zum Thema Frauen im Handwerk erhalten? Dann abonnieren Sie den handwerk.com-Newsletter. Jetzt anmelden!
Auch interessant: