Tischlermeister Torge Wendt: „Ich habe schnell angefangen, Aufgaben an die richtigen Personen abzugeben.“
Foto: Denny Gille
Tischlermeister Torge Wendt: „Ich habe schnell angefangen, Aufgaben an die richtigen Personen abzugeben.“

Inhaltsverzeichnis

Holzhelden

Transformation: Im Schnelldurchlauf zum Traumbetrieb

Im Alter von 25 Jahren hat Torge Wendt die Tischlerei von seinem Vater übernommen – und in Rekordzeit seine Träume verwirklicht.

Auf einen Blick:

  • Vom Bautischler zum Raumplaner: Als Torge Wendt den väterlichen Betrieb 2017 übernommen hat, hatte er damit Großes vor. 
  • Sechs Jahre später ist das Unternehmen kaum wiederzuerkennen. Hochwertige Innenausbauten sind nun das wichtigste Standbein des Betriebs. Statt 4 Mitarbeiter arbeiten 38 in der Tischlerei. 
  • Ein wichtiger Meilenstein auf dem Weg zur Transformation des Unternehmens war für die Schleswig-Holsteiner der Aufbau eines Showrooms in Hamburg. 

Mitarbeiterzahl fast verzehnfacht, Zweigstelle eröffnet, einen neuen Kundenkreis erschlossen – und das alles in nur sechs Jahren. Torge Wendt hat die Tischlerei seines Vaters in Rekordzeit nach seinen Vorstellungen weiterentwickelt. „Ich glaube ich bin viel schneller da angekommen, wo ich hinwollte, als gedacht“, sagt der 30-Jährige heute.

Zwei große Antreiber halfen, die Veränderungen gezielt umzusetzen:

  • Der Jungunternehmer hatte eine klare Vorstellung, was er Kunden bieten wollte.
  • Er wusste, dass er Freiräume brauchte, um diese Vorstellungen umzusetzen.

1990 von Vater Sönke Wendt in schleswig-holsteinischen Wasbek gegründet, arbeitete die Tischlerei Wendt lange Zeit im Schwerpunkt Bautischlerei, ergänzt um etwas Möbelbau. „Heute gehören der Möbel- und Küchenbau zu unseren größten Geschäftsfeldern“, berichtet Torge Wendt. Aus vier Mitarbeitern wurden 38. Der Betrieb mache viel für private Auftraggeber, aber auch Innenausbauten für Gewerbe und Arztpraxen. Gerade war er in Finnland am Ausbau eines Kreuzfahrtschiffs beteiligt. Ein nächstes Projekt soll die Tischler in die Schweiz führen, wo sie ein großes Apartment ausbauen.

Auf zu neuen Kunden

Die Kundschaft des Betriebs hat sich mit der Übernahme von Torge Wendt stark gewandelt. Die meisten Kunden kämen nun nicht mehr aus der Region um Wasbek, sondern aus dem 60 Kilometer südlich gelegenen Hamburg. Diese Kundschaft hat Torge Wendt mit seinen Möbeln für gehobene Ansprüche in den letzten Jahren gezielt aufgebaut und damit seine Idealvorstellung vom Tischlerhandwerk realisiert. „Ich wollte immer schon richtig schöne Ausbauten als komplette Raumplanungen machen“, erzählt der Unternehmer. Entsprechend müsse man der Kundenberatung sehr viel Zeit einräumen. Am Anfang ist Wendt dafür mit dem Kofferraum voller Muster kreuz und quer durch Hamburg gefahren. „Dadurch verbrachte ich immer den halben Tag im Auto. Das war weder effizient, noch war die Art der Beratung dadurch optimal“, erzählt der 30-Jährige.

Im ersten Jahr nach der Übernahme setzte der Tischlermeister deshalb seine Idee eines Showrooms in Hamburgs Westen um, den die Tischlerei ansprechend mit individuellen Möbeln vom Einbauschrank bis zur Küche gestaltete. Besucher können hier zum Beispiel auf lederbezogenen Hockern an einem Stehtisch im Konferenzformat Platz nehmen. Auf der Tischplatte spüren sie die ungewohnte Haptik weichen Möbellinoleums, während sie Entwürfe durchgehen und sich eine große Bandbreite an Mustern präsentieren lassen. Oder sie nehmen an der Kücheninsel auf gitterartigen Hockern des Designers Konstantin Grcic Platz, lassen den Blick über kühles Marmor und dunkles Glas schweifen, bis sie die mattschwarzen, strukturierten Eisengriffe entdecken, die die Tischler von einer britischen Manufaktur beziehen.

Enge Beziehungen zu Architekten

„Im Showroom findet reines Termingeschäft statt“, sagt Wendt. Hier führt er das Erstgespräch mit potenziellen Kunden. „Nachdem wir Grundlagen wie Grundrisse und Fotos bekommen haben, treffen wir uns hier. Wir zeigen passende Referenzen und erarbeiten mit Kunden eine Idee ihres persönlichen Projekts“, sagt Wendt. Dann gibt er auch eine Preisrichtung an und der Kunde kann überlegen, ob er den Tischlern den Auftrag erteilt. „Erst wenn wir den Auftrag haben, fertigen wir Zeichnungen an“, erklärt er. Wendt nutzt den Showroom nicht nur im direkten Kundenkontakt: „Wir arbeiten auch viel mit Architekten zusammen. Einige haben einen Schlüssel zum Raum und können mit Kunden unabhängig von uns Innenausbauten planen und bemustern.“

Das Architektennetzwerk des Unternehmers wuchs mit der Zeit. „In der Entwurfsphase läuft die Arbeit mit Architekten in Bezug auf Machbarkeit und Gestaltung oft Hand in Hand“, sagt Wendt. So entstünden leicht enger werdende Geschäftsbeziehungen. Zudem hat der Unternehmer schon manchen Vortrag gehalten: Zum Beispiel auf Lieferanten-Events und an der Flensburger Werkkunstschule, auf der er Gestaltung gelernt hat. „Auch da sind einige Kontakte entstanden“, erzählt er.

Erfolgreich Freiräume geschaffen

Dass Torge Wendt einen großen Teil seiner Zeit der Kundengewinnung, Architektengesprächen und dem Networking widmen kann, ist kein Zufall. „Ich habe schnell angefangen, Aufgaben an die richtigen Personen abzugeben. Das war das Wichtigste, um den Kopf freizuhaben für die Dinge, in denen ich am besten bin“, sagt er. So werde der Produktionsstandort im schleswig-holsteinischen Wasbek praktisch komplett von den Führungskräften Preben Derner und Dennis Freese geführt. Derner führte lange Zeit eine befreundete Tischlerei, die 2021 in der Tischlerei Wendt aufging, um gemeinsam mit mehr Personal und mehr Maschinen mehr zu erreichen. Freese habe einst im Unternehmen gelernt und kam mit der Übernahme durch Torge Wendt in das Unternehmen als Werkstattleiter zurück.

Auch der Gründer der Tischlerei, Sönke Wendt, arbeitet weiter im Unternehmen. Zurückgezogen hat er sich nur aus dem Büro. „Mein Vater arbeitet wieder richtig in der Werkstatt: Er macht unsere Massivholzprojekte und investiert viel Zeit, um unseren Lehrlingen das Handwerk zu vermitteln“, erklärt Torge Wendt.

Damit dürfte der Senior einiges zu tun haben: Neun Azubis beschäftigt die Tischlerei Wendt. Die besten will das Unternehmen dauerhaft an sich binden – und sichergehen, dass ihre Interessen und Stärken richtig gefördert werden. „Einige haben wir zur Meisterschule geschickt, die sind jetzt unter anderem Arbeitsvorbereiter. Andere konnten sich zum Holztechniker oder Gestalter weiterbilden.“ Ein Ende des Wachstums ist für die Tischlerei noch nicht in Sicht. „Wir suchen immer gute Leute.“

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