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Personal

KMU: Auf dem Land fehlen besonders viele Fachkräfte

Neue Studien ermitteln große Engpässe abseits der Städte. Die Gründe liegen im Branchenmix, sind aber auch hausgemacht.

Auf einen Blick:

  • Kleine Betriebe haben Probleme, offene Stellen zu besetzen. KMU auf dem Land stehen vor größeren Herausforderungen als Betriebe in Städten.
  • Ein Grund ist der Branchenmix. Städtische Unternehmen bemühen sich zudem verstärkt, Fachkräfte aus anderen Regionen anzuwerben, ermittelte KfW Research.
  • Ländliche Betriebe sollten daher besonders aktiv auf Bewerber zugehen, empfiehlt das Institut der deutschen Wirtschaft.

Wer für einen kleinen Betrieb auf dem Land nach Fachkräften sucht, hat größere Probleme als die Kollegen in der Stadt. Wie eine Sonderauswertung des KfW-Mittelstandspanels zeigt, sind die Fachkräfteengpässe auf dem Land besonders gravierend: Während in kreisfreien Großstädten etwas mehr als die Hälfte der kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) mit Problemen bei der Besetzung offener Stellen rechnet, sind es in Landkreisen mit 74 Prozent fast drei Viertel der Betriebe.

Auch Azubis wollen lieber in die Stadt

Ganz ähnliche Zahlen ermittelte das Institut der Deutschen Wirtschaft (IW) für Auszubildende. Auch hier haben Landgemeinden das Nachsehen, vor allem in Ostdeutschland. So gibt es laut einer Studie des IW im Landkreis Hildburghausen in Thüringen auf 100 Beschäftigte mit Berufsausbildung nur 3,7 Azubis. Der Landkreis ist damit das Schlusslicht in Deutschland. Im Bundesdurchschnitt liegt die Azubi-Quote bei 7,1. Die meisten Auszubildenden je Fachkraft gibt es in den Städten Heidelberg (11,3), Bonn (10,6) und Freiburg (10,2).

Wie KfW Research ermittelte, hat der Fachkräftemangel auf dem Land mehrere Gründe. Einer ist beispielsweise die Branchenverteilung:

  • Auf dem Land gibt es mehr KMU des Bau- und Verarbeitenden Gewerbes. In diesem Branchen rechnen 75 Prozent aller Betriebe mit Problemen bei der Stellenbesetzung.
  • In den Städten dominieren Dienstleister, die seltener vom Fachkräftemangel betroffen sind (60 Prozent).

Städtische Betriebe suchen überregional nach Fachkräften

Doch es gibt laut KfW noch mehr Gründe, warum städtische Betriebe bei der Fachkräftegewinnung die Nase vorn haben.

  • Großstädtische Betriebe ziehen häufiger Bewerber aus anderen Regionen an.
  • 44 Prozent der KMU mit Sitz in Großstädten beschäftigen Pendler, also Mitarbeiter mit einem Arbeitsweg von mindestens 30 Minuten. Auf dem Land sind dies nur 26 Prozent.
  • Unternehmen in der Stadt bemühen sich deutlich häufiger aktiv um Fachkräfte aus anderen Regionen, unterstützen bei Umzügen und helfen bei der Suche nach einem Kita-Platz.

Was Betriebe und Politik auf dem Land tun können

Für Unternehmen in ländlichen Regionen heiße dies, aktiver auf ihre Zielgruppe zuzugehen, sagen die Autoren der IW-Studie. „Wer in ländlichen Gegenden produziert, muss Schüler früh für sich begeistern und ihnen Chancen in ihrer Heimatregion aufzeigen“, so Alexander Burstedde, Ökonom beim IW. Er sieht aber auch die Politik in der Pflicht: „Fachkräfte müssen durch gezieltes Regionalmarketing von der Attraktivität der Region überzeugt werden.“

Für ein stimmiges Gesamtpaket brauche es nicht nur Breitbandanschlüsse, sondern beispielsweise auch vertretbare Fahrzeiten zur Berufsschule. Außerdem wichtig: ein guter öffentlicher Personennahverkehr sowie attraktive Angebote für die Freizeitgestaltung und Bildung.

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Foto: Igor Stevanovic-stock.adobe.com Woman agronomist standing in the field of blooming cultivated rapeseed plantation, female agricultural expert contolling the growth of agricultural crops and looking to distant point on the horizon.

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