Foto: Dennis Gauert

Inhaltsverzeichnis

Fahrbericht

Mercedes Sprinter: Zu viel für die Baustelle?

Wer beim Transporter viel erwartet, kennt den Sprinter als feste Größe. Wie sich der aktuelle Sprinter 314 CDI macht, lesen Sie hier.

Auf einen Blick:

  • Vielseitig verwendbar: Ob als Fronttriebler, als Variante mit angetriebener Hinterachse oder gar als Allradler: Der Sprinter von Mercedes ist von Grund auf Vielseitig. Unter den großen Kastenwagen ist der Schwabe längst zum Namensgeber für eine ganze Transporterklasse geworden.
  • Fahren und Sparen: Wir waren mit dem Sprinter mit dem OM651-Diesel unterwegs, den die schwäbischen Konstrukteure mit einem Sechs-Gang-Schaltgetriebe kombiniert haben. So ausgerüstet schafft der Sprinter den Spagat zwischen Fahrkomfort und reichlich Raum für Material und Maschinen auf der einen Seite und kraftstoffsparendem Vorankommen auf der anderen Seite ziemlich gut.
  • Souveräner Begleiter: Wo andere Transporter dieser Klasse schon nervös durch den Regen schlingern, bleibt der Sprinter – trotz Frontantrieb – gelassen in der Spur. Ebenfalls positiv fällt beim Fahren die Durchzugskraft des Diesels auf. Und dabei gilt der OM651 genannte Antrieb gerade mal als mittlere Motorisierung für den Sprinter.
  • Fazit: Viel Fahrkomfort, viel Nutzbarkeit, solide Verarbeitung stehen beim Schwaben auf der Habenseite. Allerdings bringt die lange Aufpreisliste das Konto leicht ins Soll. Und auch das Bedienkonzept im Cockpit wirft mit Blick auf die typischen Einsatzgebiete solcher Fahrzeuge durchaus Fragen auf.

Mit dem Sprinter haben die Schwaben sich im Nutzfahrzeug-Segment ein Denkmal gesetzt. Mercedes-Benz Vans setzt bei dem Kastenwagen-Klassiker weiter auf die individuelle Bestellung. So sind Front-, Hinterrad- und Allradantrieb für den Transporter wählbar, bei den Ausstattungen sind kaum Grenzen gesetzt. Wir waren mit dem OM651-Diesel mit Sechs-Gang-Schaltgetriebe unterwegs, der fahren und sparen gleichermaßen beherrscht.

Sprinter bleibt Sprinter

Der Kastenwagen aus Stuttgart ist weiter als Original erkennbar, kommt aber mit windschlüpfrigerem Design als früher um die Ecke. Dicke, breite Lamellen im Kühlergrill spannen die Muskeln an. Dennoch bleibt der Sprinter ein leichtes Nutzfahrzeug, das in seiner Gesamtheit ein Kasten ist. Vielleicht der Beste? Daimler hat in der Klasse bisher Maßstäbe setzen können.

So nehmen wir unseren Testwagen gespannt in Empfang, der mit einem Nettopreis von 35.980 Euro (alle Preise zzgl. MwSt.) im Portemonnaie einen Griff tiefer liegt als mancher Franzose oder Italiener. Hinzu kommen umfangreiche Ausstattungsdetails. Allein das Hochdach schlägt auf dem mittleren Radstand mit 1.668 Euro zu Buche.

Komfort kostet

Für die satten Aufpreise wollen die Fahrer etwas geboten bekommen: Zuverlässigkeit, hervorragende Fahreigenschaften, optimale Raumnutzung und, vor allem, Komfort für Vielfahrer. Denn losfahren und liefern – das können die Dreieinhalbtonner alle. So finden wir uns im Testwagen direkt in einem elektrisch verstellbaren Fahrersitz (1.051 Euro) mit Komfortkopfstütze (60 Euro) und Sitzheizung (194 Euro) wieder. Wo es sich in Konkurrenzmodellen anfühlt als kippte man beim Fahren in Richtung Windschutzscheibe, wird es im Sprinter heimelig. Dazu trägt auch das in Höhe und Tiefe verstellbare Dreispeichenlenkrad bei.

Schöne Spielerei

Berührungsempfindliche Bedienfelder befinden sich nebst Hebeln und Knöpfen links und rechts als Lenkradfernbedienung auf den Speichen. Besonders hervor sticht hier ein Navigationsfeld über das der Bordcomputer mit Farbdisplay (307 Euro) zwischen den analogen Instrumenten bedient werden kann: Sicher eine schöne Spielerei mit moderner Optik – nur ob sie in einem Nutzfahrzeug den richtigen Platz hat, fragen wir uns.

Das Cockpit ist sehr erwachsen designed und nimmt die modernen Daimler-DNA mit. Besonders sichtbar wird dieser Aspekt beim kleinen MBUX-Infotainmentsystem mit Sieben-Zoll-Touchscreen (909 Euro) und Navigation (756 Euro), die in eine in Klavierlack gehaltene Umrahmung mit runden Lüftungsdüsen gefasst sind. Darunter stehen Kurzwahltasten für betriebsrelevante Funktionen bereit.

Durchzugsstarker Diesel

Durch sechs Gänge werden in unserem Testwagen 143 PS aus dem lange bekannten OM651 dirigiert. Mit Adblue-Abgasreinigung schafft er die Euro-6d-Temp-Norm und ist durch den seit 2018 erhältlichen Frontantrieb besonders sparsam. Mit 6,5 Litern Diesel kann sich der unbeladene Sprinter schon begnügen. Beladen werden es wohl acht bis neun Liter sein. Ein Autobahntempo von 140 km/h wird mit knapp zehn Litern quittiert.

Positiv fällt der Durchzug des OM651 auf. Der Vierzylinder-Diesel legt mit 380 Newtonmetern schon ab 1.200 U/min los. Bei 3.800 U/min folgt dann die maximale Leistung von 143 PS. Der Diesel ist als mittlere Motorisierung damit für das Fahrzeuggewicht angemessen und zieht die Nadel auf der Skala immerhin souverän bis 160 km/h.

Die Reifen zähmen den Frontantrieb

Wo Transporter von PSA und Ford schon unruhig werden, behält der Sprinter trotz der Antriebsachse im Bug seine Spur auch bei Nässe bei. Das dürfte auch der Sommerbereifung mit 225 Millimetern Breite auf 16-Zoll-Felgen (Aufpreis 1.072 Euro) geschuldet sein, die bei der Konkurrenz eher selten zu finden ist. Für besondere Witterungs- und Geländebedingungen stehen noch Hinterrad- und Allradantrieb in der Aufpreisliste.

Wenn dem Sprinter der Wind um die Ohren fegt, lassen sich davon die Seitenspiegel beeindrucken, die bei Autobahngeschwindigkeit stetig in Bewegung sind. Das muss ebenso wenig sein, wie das Deja-Vus beim Schließen der vorderen Türen. Denn oft bleiben sie auf der Hälfte im Schnapper hängen.

Fazit:

Der Sprinter bietet eine solide Vorstellung auf den Ebenen Nutzbarkeit, Fahrverhalten, Motor und Flexibilität im Alltag. Die Aufpreisliste liegt jedoch schwer im Magen und grenzt sich von den günstigeren Anbietern nicht nur zum Guten ab. Zusätzlich schleicht sich mit den falsch ausgerichteten Vordertüren ein Verarbeitungsmangel in die weiße Weste. Hier müssen die Schwaben wieder mehr für ihr Geld tun.

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