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Psychologie

Hinter die Fassade blicken: Menschenkenntnis

Können Sie Ihr Gegenüber schnell richtig einschätzen, ist der Umgang miteinander leichter. Doch ist Menschenkenntnis erlernbar?

Auf einen Blick:

  • Ein paar Faustformeln helfen dabei, Menschen anhand von Erscheinungsbild, Sprache und Aussagen besser einzuschätzen.
  • Erlernbar ist Menschenkenntnis hingegen nur bedingt. Setzen Sie besser auf individuelle Beobachtungen und Erfahrungen.
  • Vorsicht, Bauchgefühl: Schlägt Ihr innerer Kompass sehr stark für oder gegen Ihr Gegenüber aus, kann Projektion im Spiel sein.

Menschenkenntnis ist nützlich, nicht nur im Geschäft. Doch kann man sie lernen? Und wie verlässlich sind Faustregeln? Ein Personal- und ein Sicherheitsexperte geben Tipps zur schnellen Einschätzung neuer Gesichter.

Ist Menschenkenntnis erlernbar?

Ja, Menschenkenntnis ist erlernbar. Hilfreich können Persönlichkeitstypologien sein. Das sind Modelle, die Menschen mittels Test- und Frageverfahren bestimmten Typen zuordnen – und daraus Empfehlungen zum Umgang ableiten. Recruiting-Experte Dirk Kremer kennt einige dieser Systeme, doch er hält deren Einsatz durch psychologische Laien für schwierig: „Um mit einer solchen Typologie richtig arbeiten zu können, ist meistens eine Weiterbildung erforderlich.“

Auch Aurel Schwarz sind Instrumente zur Menscheneinschätzung vertraut. Der Jurist und Psychologe ist Dozent bei der Allianz für Sicherheit in der Wirtschaft Nordrhein-Westfalen e.V. und warnt: „Wer sich nur auf solche Kategorisierungen verlässt, kann auch mal danebenliegen.“ Die Einordnung von Personen anhand einer vorgegebenen Systematik könne einen ersten Hinweis geben, doch „die menschliche Psyche ist manchmal wesentlich vielschichtiger.“

Doch es gibt auch eine einfachere Lösung: Kremer rät dazu, das Gegenüber genau zu beobachten und dabei auf die innere Stimme zu hören. Wichtig sei es auch, auf den anderen einzugehen und ihm Fragen zu stellen. Er hat noch einen weiteren Tipp: „Versuchen Sie, aus Begegnungen zu lernen.“

Was das äußere Erscheinungsbild aussagt

Manchmal helfen auch einfache Faustformeln bei einer schnellen Einschätzung, zum Beispiel anhand des Erscheinungsbildes. Das Sprichwort „Für den ersten Eindruck gibt es keine zweite Chance“ birgt nach Meinung von Kremer viel Wahrheit. „Innerhalb von Sekundenbruchteilen zeichnen wir gedanklich ein erstes Bild vom anderen. Ist jemand unangemessen gekleidet oder ungepflegt, kann er diesen Eindruck auch später nur schlecht ausbügeln.“

Ein Bewerber muss laut Kremer in der Lage sein, die zum Job und zum Anlass „Vorstellungsgespräch“ passende Aufmachung zu wählen. „Wenn jemand für eine Tätigkeit am Bau in Nadelstreifen anrückt, wirkt das ebenso merkwürdig wie ein Banker mit Chucks und zerrissener Jeans.“

Kremer leitet daraus ab, dass sein Gesprächspartner auch im neuen Job Schwierigkeiten haben könnte, sich angemessen zu verhalten. Ähnliches gilt für schmutzige Kleidung, fettige Haare und Trauerränder unter den Fingernägeln. „Wer so nachlässig mit seinem Äußeren umgeht, übt seinen Beruf vielleicht auch mit geringer Sorgfalt aus.“

Was die Sprache über eine Person verrät

Worüber und wie jemand spricht, lässt Rückschlüsse zu. Wortwahl und Satzlänge können Schwarz zufolge darauf hindeuten, auf welchem „intellektuellen Niveau“ sich jemand bewegt. Kremer ergänzt, wer sich häufig mit abstrakten Inhalten befasse, verwende eher längere Sätze und Fachbegriffe. „Und ein typischer Facebook-Nutzer verwendet auch im Direktkontakt eine einfache und sehr bildhafte Sprache. „Er haut lockere und oft lustige Sprüche heraus“, sagt der Personal-Experte.

Doch der Eindruck könne auch täuschen, betont er: „Ein Professor kann sich locker und einfach ausdrücken. Und auch jemand ohne Abitur ist in der Lage, geschliffen zu sprechen.“ Es komme darauf an, der Person eine längere Zeit lang zuzuhören. Auch Schwarz ist dafür, den ersten Eindruck durch längere Beobachtung zu verfeinern: „Auf Dauer ist es schwer, sich zu verstellen. Der eigene Stil kommt wieder durch.“

So erkennen Sie, ob jemand Ihnen etwas vormacht

Die meisten Menschen lügen mehrmals am Tag. Daraus folgt, dass jeder von uns auch zuweilen angelogen wird. Wenn viel auf dem Spiel steht, ist es für Sie wichtig, Wahrheit und Lüge zu unterscheiden. Schwarz nennt das Beispiel eines Mitarbeiters, über den sich ein Kunde beschwert hat. Der Angestellte erzählt dem Chef die Geschichte aus seiner Perspektive. Doch woran ist eine Flunkerei zu erkennen?

Glaubhaft ist laut Schwarz eine verschachtelte Erzählung, die nicht wie auswendig gelernt wirkt. „Der Gesprächspartner schiebt Einzelheiten nach.“ Ebenfalls typisch für wahre Aussagen seien das Umherspringen in Zeiten und das Erzählen aus unterschiedlichen Rollen. „Genauer nachfragen sollten Sie, sobald Ihr Mitarbeiter plötzlich von seinem gewohnten Verhalten abweicht.“ Verstumme ein sonst redegewandter Mensch plötzlich und bei besonders wichtigen Inhalten, könnte etwas faul sein.“

Wenn frühere Erfahrungen der Wahrnehmung einen Streich spielen

Rekrutierungs-Fachmann Kremer weist auf eine Falle bei der Einschätzung anderer Personen hin. „Ist Ihnen jemand besonders unsympathisch oder sympathisch, obwohl Sie die Person kaum kennen, kann Projektion im Spiel sein.“ Darunter verstehe man die Übertragung von Erfahrungen mit ähnlich aussehenden oder wirkenden Personen auf die neue Bekanntschaft.

Kremer erklärt: „Stellen Sie sich vor, Sie hätten früher einen schlimmen Lehrer gehabt. Jetzt begegnen Sie jemandem, der Sie an den Pauker erinnert. Sie mögen ihn nicht, denn sie übertragen die Ablehnung aus alten Zeiten auf ihn.“ Bei starken Gefühlsreaktionen in die eine oder andere Richtung sei es wichtig, innezuhalten und zu prüfen, ob es sich dabei um eine solche Projektion handele. Kremer: „Um einen Menschen richtig einzuschätzen, sollte die eigene Ausgangsbasis neutral sein.“

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