Foto: Dennis Gauert

Inhaltsverzeichnis

Fuhrpark

Fiat Ducato im Test

30.340 Euro netto – mit dem Ducato hat Fiat ein heißes Eisen im Feuer, wenn es um günstige Transporter geht. Wir haben dem Italiener auf den Zahn gefühlt.

Auf einen Blick:

  • 11,5 Kubikmeter Ladevolumen, bis zu 1500 Kilo Nutzlast und Platz für bis zu 3,15 Meter lange Gegenstände auf dem Ladeboden – der Fiat Ducato bietet reichlich Raum fürs Geld.
  • Der Dieselmotor ist ein rauer Vertreter seiner Zunft. Dafür werkelt er genügsam vor sich hin und sorgt mit seinen 130 Pferdestärken für flottes Mitschwimmen im Verkehr.
  • Den eher nüchternen Charme eines Nutzfahrzeugs versprüht der Italiener auch im Innenraum. Zugutehalten muss man dem Ducato dabei, dass sein Grunddesign bereits gut zwölf Jahre auf dem Buckel hat.
  • Ob ein Transporter "bella figura" machen soll oder besser mit seinem Nutzwert punktet, muss jeder für sich entscheiden. Mit dem Ducato bekommt der Käufer auf alle Fälle einen grundsoliden Transporter, der durchaus als Preistipp gehandelt werden darf.

Transporter zum attraktiven Preis bauen, das kann Fiat. Mit 30.340 Euro netto fällt der Startschuss für den Ducato 130 Multijet L2H2 früh. Besonders wenn man bedenkt, dass bereits ein 130-PS-Dieselmotor mit im Paket ist. Bei anderen Herstellern geht’s erst später los. Dabei ist der Fiat Ducato ein Nutzfahrzeug durch und durch: 11,5 Kubikmeter Ladevolumen und bis zu 1500 Kilogramm Nutzlast bestechen in der Variante mit 3500 Kilogramm Gesamtgewicht.

Fiat Ducato: gelungener optischer Auftritt

Die Modellpflege des Ducato Typ 250 sorgt seit 2014 für einen gelungenen optischen Auftritt. Den ermöglicht der neu gestaltete Kühlergrill, der direkt in die mit LED-Tagfahrlicht bestückten Scheinwerfer mündet. Der ausladende und sportlich skulpturierte Frontstoßfänger unterstützt den modernen und robusten Eindruck.

Ende 2016 zogen die Euro-6-Diesel in den Nutzfahrzeug-Klassiker ein, und mit ihnen auch einige Neuerungen, die den Alltag hinsichtlich moderner Informationstechnik angenehmer gestalten.

Klassische Dieselstärken mit Gefühl

Unser Testfahrzeug, ein Fiat Ducato Hochraumkastenwagen 35 L2H2 ist mit einem Multijet-Turbodiesel bestückt, der 130 PS (96 kW) leistet. Der Motor ist ein rauer Genosse, den man nicht nur fährt, sondern auch fühlt. Das knackige und optimal erreichbare Sechsgang-Schaltgetriebe sowie die klar dosierbare Kupplung vervollständigen die Antriebskette.

Bis auf Tempo 150 Kilometer pro Stunde schafft es der hochgewachsene Ducato damit, an der Ampel kommt er mit seinen 320 Newtonmetern Drehmoment auch gut weg. Schon ab 1800 U/min steht das volle Drehmoment zur Verfügung und fällt erst ab 3500 U/min langsam ab.

In unserem Testwagen ist ein Tempomat mit Geschwindigkeitsbegrenzer (300 Euro) an Bord, der außerdem eine entspannte Reisegeschwindigkeit ohne Fußbedienung ermöglicht. Zum Tanken muss erst nach weit über tausend Kilometern rechts ran gefahren werden. Das Tankvolumen von 90 Litern und der moderate Testverbrauch von etwa acht Litern sprechen eben für sich.

Leichte Lenkung, starke Bremsen

Das Fahrwerk selbst ist transportertypisch. Durch den langen Radstand von 3,45 Metern wippt der Ducato seicht über Bodenwellen. Im unbeladenen Zustand ist der Ducato straff – schließlich ist das Fahrwerk auch für ein Gesamtgewicht von bis zu 3,5 Tonnen ausgelegt. Der Frontantrieb packt gut zu und der Wendekreis von 12,80 Meter ermöglicht einen leicht gemachten U-Turn auf der Hauptstraße. Entstehender Schlupf wird auch bei Regen elegant vom ESP gezähmt.

Das macht den Ducato trotz der Größe auch in der Stadt zu einem wendigen und sicheren Fahrzeug. Die Servotronic leistet ihren Beitrag zu dem spielerischen Fahreindruck. Sie fordert kaum Kräfte beim Lenken ein, gibt dafür aber wenig Rückmeldung. Die Bremsen haben einen klaren Druckpunkt und packen auf Kommando bissig zu.

Gewöhnungsbedürftiges Bedienkonzept

Durchaus zu unterscheiden ist hingegen das Bedienkonzept am Steuer. Während die Lenkräder bei anderen Nutzfahrzeug-Herstellern längst auf den Fahrer ausgerichtet sind, lässt sich der seit 2006 gebaute Ducato Typ 250 noch wie ein Bus lenken. Das Volant kann nur in der Höhe verstellt werden.

Das in der Klasse der leichten Transporter mittlerweile eingezogene Pkw-Gefühl wird im Ducato dadurch zumindest bei der Bedienung nicht erzeugt. Ein weiteres Problem ist hier auch der eng geschnittene Abstand zwischen Fahrersitz und Armaturenbrett. Will der Fahrer das Lenkrad voll umfassen können, muss er nach vorne rücken – bezahlt diesen Kompromiss aber mit dem linken Schienenbein beim Kuppeln. Das nimmt mit der Verkleidung unter dem Lenkrad nämlich unweigerlich Kontakt auf.

Blinken mit dem Tempomat

Hinzu kommt die kompliziert gestaltete Anordnung der Lenkstockschalter. Während der Tempomat einfach aus dem Handgelenk zu erreichen ist, wird vom Steuermann gewöhnungsbedürftige Akrobatik gefordert, um den weiter vorne liegenden Blinker zu aktivieren.

Wer den Ducato also nicht gewohnt ist, blinkt in den ersten Tagen häufiger mal mit dem Tempomat. Ein Probesitzen ist in jedem Fall ratsam. Der Fahrersitz jedenfalls ist bequem einstellbar und auch auf längeren Streckenabschnitten angenehm. Für die Mitfahrer gilt das bedingt. Hier sind keine Verstellmöglichkeiten vorgesehen.

Sinnvolle Extras zum schmalen Preis

In der robust verarbeiteten Fahrgastzelle gibt es unzählige Ablagefächer und Klappen, für 50 Euro Aufpreis zusätzlich noch ein Ablagefach im Dach. Weitere 50 Euro sind für eine USB-Ladebuchse gefordert, die direkt neben dem 12-Volt-Stromanschluss im Armaturenbrett zur Verfügung steht. Für das alltagstaugliche Technikpaket fehlt in unserem Testwagen nur noch die Einparkhilfe hinten.

Immerhin das 5-Zoll-Navigationssystem (850 Euro) mit Bluetooth, Freisprecheinrichtung, Sprachsteuerung, Apple Car Play, Android-Kompatibilität und durchaus ausgewogenem Sound verfügt über eine ebenfalls aufpreispflichtige Rückfahrkamera (350 Euro). Der Aufpreis von dann insgesamt 1200 Euro lohnt sich. Speziell die Bedienung gelingt kinderleicht, die Tom-Tom-Navigation arbeitet sauber.

Einzig die Freisprecheinrichtung ist in Verbindung mit dem rauen Diesel nicht unbedingt ein Ohrenschmaus für den Gesprächspartner. Ab einer Geschwindigkeit von 120 km/h wird das Gespräch dann auch aufgrund der Windgeräusche langsam nicht mehr tragbar. Toll arbeitet allerdings die praktische Sprachsteuerung, auf die der Fahrer direkt per Lenkradtaste zugreifen kann.

Fiat Ducato: Brauchen Arbeitstiere schönes Fell?

Wer der Meinung ist, dass Ford im Transit und Mercedes-Benz im Sprinter ganze Arbeit geleistet haben, sucht diese an manchen Punkten im Ducato. Bei der Konkurrenz gibt es Lenkräder wie in Mittelklasselimousinen, geschwungene Mittelkonsolen, zahlreiche Assistenzsysteme und lackierte Oberflächen.

Im Ducato gibt es robuste Materialien, sportliche Akzente und richtig Platz. Ob Arbeitstiere überhaupt schönes Fell brauchen, sei mal dahingestellt. Im Ducato sind immerhin eine Berganfahrhilfe, Traktionskontrolle, hydraulischer Bremsassistent und adaptive Lastkontrolle serienmäßig an Bord. Ein Spurhalteassistent mit Verkehrszeichenerkennung und Abblendautomatik ist optional für schmales Geld erhältlich.

Aufpreis für die Klimaautomatik

Ärgerlich hingegen ist der Griff in die Tasche, wenn es um die Klimatisierung geht. Für die Einzonen-Klimaautomatik werden stolze 1600 Euro Aufpreis fällig. Die 1400 Euro teure manuelle Klimaanlage steht bei nur 200 Euro Ersparnis als Alternative nicht wirklich zur Debatte.

Ansonsten ist die Aufpreisliste von Fiat freundlich gestaltet. Ein hydraulisch gefederter Komfortfahrersitz mit Mittelarmlehne beispielsweise kostet schlanke 400 Euro mehr, eine abnehmbare Laderauminnenbeleuchtung schlägt mit 40 Euro zu Buche. Da sagt der Kunde "grazie".

Fazit

Der Fiat Ducato bringt solide Technik, einen robusten Innenraum, viel Platz und Nutzlast mit. Als 3,5-Tonner ist der Italiener sogar ein Preistipp. Dafür geht es eben etwas spartanischer zu als bei der Konkurrenz, die aktuell einen höheren Entwicklungsstand im Segment hat. Fiat hat am Typ 250 aber viel nachgebessert und präsentiert für gut 30.000 Euro einen gut verarbeiteten Hochdach-Transporter, der rund 1500 Kilogramm Nutzlast mitbringt und in jeder Disziplin einfach funktioniert.

Nutzfahrzeugfreunden wird der raue aber kräftige 2,3-Liter-Turbodiesel Freude bereiten. Denn der Ducato ist ein Nutzfahrzeug durch und durch. Aber eins mit optionalen Türgriffen im Aluminium-Look – für 40 Euro. So geht Sparta in Piemont.

Technische Daten

Name: Fiat Ducato Hochraumkastenwagen 35 L2H2 130 Multijet II
Hubraum: 2287ccm
Leistung: 96 kW / 130 PS bei 3600 U/min
Max. Drehmoment: 320 Nm bei 1800 U/min
Höchstgeschwindigkeit: 150 km/h
Abgasnorm: Euro 6
ECE-Durchschnittsverbrauch: 7,3 - 5,8 Liter/100 km
CO2-Emissionen: 167g
Maximale Anhängelast: 2000 Kg
Abmessungen in mm (L x B x H): 5399 x 1956 x 1971 mm
Nutzlast: 1460 kg
Ladevolumen: 11,5 Kubikmeter
Maximale Ladelänge auf Bodenhöhe: 3,15 Meter
Laderaumhöhe: 1,93 Meter
Basispreis Testwagen: 30.340 Euro
Endpreis Testwagen: 35.030 Euro

Auch interessant:

„Der Crafter? Überraschend handlich!”

Unterwegs mit dem neuen Crafter von VW: Unternehmer Michael Biesel hat den eigenen Fiat gegen einen VW getauscht und den neuen Crafter ein paar Tage im betrieblichen Alltag getestet. Sein Fazit: „Ein tolles Fahrzeug.” Aber es gibt für den Unternehmer auch einen gewaltigen Haken.
Artikel lesen

Diesel-Paket: Das plant die Regierung für Nutzfahrzeuge

Beim Diesel-Gipfel hat sich die Koalition auf ein Maßnahmenpaket geeinigt. Doch wie sind die Ergebnisse aus Sicht des Handwerks zu bewerten?
Artikel lesen

Frustriert von der Mitarbeitersuche?

handwerk.com und die Schlütersche helfen Ihnen Ihre offenen Stellen einfach, zeit- und kostensparend mit den richtigen Kandidaten zu besetzen! Mehr als 500 Betriebe vertrauen uns bei der Mitarbeitersuche!

Jetzt Bewerber finden!

Wir haben noch mehr für Sie!

Praktische Tipps zur Betriebsführung und Erfahrungsberichte von Kollegen gibt es dienstags und donnerstags auch direkt ins Postfach: nützlich, übersichtlich und auf den Punkt.
Melden Sie sich jetzt für unseren Newsletter an - schnell und kostenlos!
Wir geben Ihre Daten nicht an Dritte weiter. Die Übermittlung erfolgt verschlüsselt. Zu statistischen Zwecken führen wir ein anonymisiertes Link-Tracking durch.
Hat Power für dicke Löcher: Feins neuer Akku-Schlagbohrschraubers ASCM 18-4 QMP.

Holzhelden

Holz-Handwerk 2024: Highlights für die Holzbearbeitung

Von großen Maschinen bis feinen Handwerkzeugen und Zubehör: Diese Neuheiten gab es auf der Holz-Handwerk zur Holzbe- und -verarbeitung zu sehen.

    • Holzhelden
BU: Händisch Fehler finden war gestern. Digitale Werkzeuge wie das Languagetool korrigieren Texte schnell mit KI.

Marketing und Werbung

Clever: Mit dieser App finden Sie Tippfehler sofort

Die Website ist ein Aushängeschild Ihres Betriebs – Tippfehler würden da nur stören. Dieses kostenlose Textkorrektur hilft!

    • Marketing und Werbung, Digitalisierung + IT
Kleine Mängel bedeuten für das Fahrtenbuch nicht automatisch das Aus, wenn der zu versteuernde Privatanteil nachweisbar ist.

Steuern

Steuerfalle: Diese 10 Fahrtenbuch-Urteile sollten Sie kennen!

Wie viel Fehler sind im Fahrtenbuch erlaubt? Können auch Mitarbeiter dafür haften? 10 Fragen und Antworten zum Fahrtenbuch.

    • Steuern
Bewerbungen aus Marokko und anderen Staaten: Prüfen Sie die Sprachkenntnisse und verlassen Sie sich nicht alleine auf Deutschzertifikate.

Personal

Was steckt hinter den Bewerbungen aus Marokko?

Jede Menge Bewerbungen aus Marokko, Vietnam und anderen Staaten erreichen derzeit das Handwerk. Chance oder Risiko für Betriebe?

    • Personal, Politik und Gesellschaft