- KFZ-Mechaniker und Tischlermeister Bernd Ahlers hat Handwerk im Blut. „Mit Holz und Metall arbeite ich bis heute gern.“
- Seine Kunden profitieren von seinen breiten Fähigkeiten zum Beispiel wenn es um aufwändige Sonderbauten geht. Die dürfen dem Handwerker auch mal eine schlaflose Nacht abverlangen.
- Auch im Umgang mit Kunden scheut der Betrieb keine Mühe: „Wir wollen ihnen ein Erlebnis schaffen.“
Wenn Bernd Ahlers Kunden ein schönes Möbelstück oder eine Treppe aus Massivholz baut, dann lädt er sie gerne zu einem gemeinsamen Besuch bei seinem Holzhändler ein. Beim Anblick der tonnenschweren Stämme bekommen sie ein Gespür für die Dimension, den Charakter und den Wert ihres Holzes. „Unsere Kunden sollen ihren Stamm selbst wählen und nachvollziehen, was in unserer Tischlerei daraus wird“, sagt Bernd Ahlers. Denn wer einen Sinn für die Arbeit entwickelt, die etwa in einer daraus gefertigten Massivholztreppe steckt, der gehe die Stufen mit einem ganz anderen Gefühl hoch. „Wir wollen unseren Kunden ein Erlebnis schaffen und ihnen die Gewissheit geben, dass sie von uns etwas Besonderes bekommen“, sagt Ahlers, „wenn es bei einer Treppe um den Preis und nicht um die Wertschätzung geht, sind wir mittlerweile raus“.
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Vagabundenleben mit mobiler Werkstatt
Besondere Erlebnisse will der Unternehmer nicht nur für seine Kunden schaffen. Die Abenteuerlust hat sein Tischlerdasein geprägt. Von Norwegen bis Spanien hat Ahlers dabei viele europäische Länder bereist – in einer mobilen Werkstatt, mit der der Tischlermeister zehn Jahre lang von einem Auftrag zum nächsten, meist für Messebauprojekte unterwegs war. „Das Vagabundenleben gefiel mir“, erzählt der Unternehmer. Seit 15 Jahren hat die Möbeltischlerei Ahlers inzwischen einen festen Standort im niedersächsischen Edewecht bei Oldenburg. Und aus dem Einzelkämpfer wurde ein neunköpfiges Team.
Der einst größte Geschäftsbereich Messebau wich zunehmend dem Möbelbau für Privatkunden. „Seit Pandemiebeginn ist der Küchenanteil sehr stark geworden“, sagt Bernd Ahlers. Die Stärken des Betriebs liegen dabei in extravaganten Wünschen: Von der Küche im romantischen Landhausstil bis zur Küchenfront komplett in Keramik hat das Unternehmen schon alles gemacht. „Ein drittes wichtiges Standbein ist der Sonderbau“, berichtet Ahlers. Hier sind den Wünschen seiner Auftraggeber keine Grenzen gesetzt – eine Herausforderung, die dem Unternehmer und seinem Team ihr ganzes Können abfordert. Da ist es auch hilfreich, dass Ahlers ursprünglich als KFZ-Mechaniker ins Berufsleben startete. „Mit Holz und Metall arbeite ich bis heute gern“, sagt er.
Kreativ austoben im Sonderbau
Diese Leidenschaft konnte er im jüngsten Sonderbauprojekt voll ausleben: Für einen Kunden aus der Lebensmittelindustrie bauten die Tischler einen LKW zu einem sogenannten Sensorik-Truck um. In dem können Schulungen für die Mitarbeitenden von Unternehmen der Lebensmittelindustrie durchgeführt werden, um sie unter kontrollierten Umgebungsbedingungen auf Geschmack, Geruch und Optik verschiedener Lebensmittel zu schulen. Drei Probanden können dazu in dem Truck an separierten Testbereichen Platz nehmen und ihre Sinne für Lebensmittel schärfen, die zum Beispiel unter Schwarzlicht oder Rotlicht visuell verfremdet wurden.
Hintergrund des Ausbaus war die Pandemie und ein ähnlicher Sensorik-Raum in einem Gebäude, den Ahlers und sein Team bereits gebaut haben: „Anstatt Mitarbeiter verschiedener Unternehmen zu Schulungen zu schicken, kommt die Schulung mit dem Sensorik-Truck zu den Unternehmen“, erklärt der Tischlermeister.
Eine Truckladung individueller Extras
Eine besondere Anforderung war, dass der LKW sich autark versorgen kann. Backofen, Kochfeld und die Heizung werden dafür direkt mit Diesel betrieben. Die elektrischen Abnehmer wie der Kühlschrank können über die auf dem Dach installierte Solaranlage in Kombination mit einem Batteriespeicher betrieben werden. Zudem könne der LKW auch auf unebenem Terrain in Waage stehen. Dafür sorgt eine Hubstützanlage, die Ahlers in Süddeutschland unter dem Fahrzeug hat installieren lassen.
„Die größte Herausforderung war der LCD-Bildschirm“, sagt der Unternehmer. Der füllt praktisch die gesamte Breite der LKW-Rückwand aus und lässt sich 180 Grad aufschwenken – in Kombination mit der in der Seitenwand integrierten Marquise lässt sich so ein vielseitig nutzbarer Außenbereich schaffen. „Dieser Ausbau hat mich einige schlaflose Nächte gekostet und uns insgesamt fünf Monate beschäftigt“, sagt Ahlers, „aber die Arbeit hat sich gelohnt“.
Dass Bernd Ahlers wie beim Sensorik-Truck noch selbst Hand an seine Projekte legen kann, ist für den Tischler eher Ausnahme als Regel. Dabei hat der Unternehmer seinen beruflichen Wechsel vor allem aus Leidenschaft für die Arbeit mit Holz vollzogen. Noch vor seiner Tischlerlehre habe er während der Bundeswehrzeit seine eigenen Möbel und eine Küche gebaut. „Da bin ich auf den Geschmack gekommen“, erzählt der Unternehmer, „bis heute kann ich mir nichts Schöneres vorstellen“.
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