Die globalen Krisen sorgen für Schlechtwetterstimmung auch im Handwerk. 
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Die globalen Krisen sorgen für Schlechtwetterstimmung auch im Handwerk. 

Inhaltsverzeichnis

Politik und Gesellschaft

Steigende Preise, sinkende Umsätze: So geht es Ihren Kollegen gerade

Lieferprobleme, Energiepreisexplosion, Umsatzrückgang: Handwerksbetriebe kämpfen zurzeit mit vielen Widrigkeiten. Wo stehen Sie im Vergleich zu Ihren Kollegen?

Auf einen Blick

  • Trübe Aussichten: 60 Prozent der Befragten Unternehmen geben in einer Betriebsbefragung Umsatzrückgänge an. Ihre Prognose für Anfang 2023 ist nicht besser.
  • Die Kombination aus Umsatzrückgängen und gestiegenen Preisen führt dazu, dass inzwischen 28 Prozent der befragten Betriebe von Liquiditätsproblemen berichten.
  • Der Zentralverband des Deutschen Handwerks rechnet zudem mit spürbaren Beschäftigungsverlusten im nächsten Jahr.

Wie wirkt sich die Krise auf die Handwerksbetriebe aus? Antworten auf diese Frage liefert die regelmäßige Betriebsbefragung des Zentralverbands des deutschen Handwerks (ZDH). Die letzte fand Ende November statt. Fast 3.150 Betriebe nahmen teil. Wie geht es Ihnen im Vergleich zu den Kollegen aktuell? Machen Sie sich hier ein Bild.

Mehrheit von Umsatzausfällen belastet

Von Umsatzausfällen als direkte oder indirekte Folge des Ukraine-Krieges berichteten rund 60 Prozent der Umfrageteilnehmer. Die Höhe der erwarteten Umsatzeinbußen für das Kalenderjahr 2022 habe bei ihnen durchschnittlich 18 Prozent betragen. Als Hauptgrund für den Umsatzschwund nannte die Hälfte der Betroffenen eine Kaufzurückhaltung der Kunden. Auftragsstornierungen infolge gestiegener Beschaffungs- und Energiekosten seien für weitere 25 Prozent die größte Ursache für Umsatzrückgänge gewesen.

Besonders betroffen: die Bauhauptgewerke. Gut jeder dritte, der Auftragsstornierungen als Ursache für Umsatzrückgänge nannte, kam aus der Baubranche. Insgesamt hätten sich die Umsatzeinbrüche besonders stark in den Gewerken der Lebensmittelhandwerke, den KFZ- sowie den privaten Dienstleistungs- und Gesundheitshandwerken gezeigt.

Immerhin 40 Prozent der Teilnehmer gaben an, keine Umsatzrückgänge im Zusammenhang mit dem Krieg zu verzeichnen.

Ausblick: Viel heiterer sieht die Stimmung auch bei den Umsatzprognosen nicht aus. Für das letzte Quartal 2022 rechneten 45 Prozent der Betriebe mit einem Umsatzrückgang und nur 10 Prozent mit einem Zuwachs. Und die Tendenz? Auch nicht besser: Für das erste Quartal 2023 gehen 62 Prozent von ihnen von rückläufigen Umsätzen aus und nur noch fünf Prozent von Umsatzwachstum.

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Beschäftigung: kein Wachstum in Sicht – im Gegenteil

Laut ZDH dämpfen die wirtschaftlichen Aussichten vor allem die Beschäftigungspläne. Mit wachsenden Mitarbeiterzahlen würden bis Ende des ersten Quartals 2023 nur noch 5 Prozent der Betriebe rechnen. 23 Prozent dagegen erwarteten einen Rückgang . Weil zusätzlich viele offene Stellen voraussichtlich nicht besetzt werden könnten, da es an Fachkräften und Azubis fehlte, erwartet der ZDH spürbare Beschäftigungsverluste in den kommenden zwölf Monaten.

Der Handwerksorganisation zufolge sei es nun notwendig die erleichterten Zugangsregelungen zum Kurzarbeitergeld über das Jahresende 2022 zu verlängern. Jeder fünfte Betrieb nannte in der Umfrage, dass er auf diese Hilfe angewiesen sein wird, um die Belegschaft halten zu können. Besonders betroffen sei  hier aufgrund der aktuelle Auftragsentwicklung die Gruppe der Bauhauptgewerke mit fast 40 Prozent.

Lieferkette: minimal besser, keine Entspannung

Gaben in der ZDH-Betriebsbefragung von August 2022 noch 87 Prozent der Teilnehmer Probleme mit gestörten Lieferketten und gestiegenen Beschaffungspreisen an, verbesserte sich die Situation leicht auf nun 80 Prozent Betroffene.

Größte Probleme der betroffenen Betriebe: Die hohe Dynamik bei den Beschaffungspreisen führe dazu, dass bestehende Aufträge unwirtschaftlich würden. So gaben zwei Drittel der Betroffenen an mit Aufträgen Verluste zu machen. Verzögerungen bei der Auftragserfüllung oder Stornierungen infolge fehlenden Materials oder hoher Einkaufspreise meldeten fast 70 Prozent.

Die Probleme ziehen sich durch viele Gewerke. So seien von unwirtschaftlichen Aufträgen 75 Prozent der Bauhauptgewerke und 76 Prozent der Lebensmittelhandwerke betroffen. Auftragsverschiebungen und -Stornierungen meldeten 86 Prozent der Betriebe aus dem KFZ-Handwerk und 83 Prozent der Ausbaugewerke.

Energie: Das zahlen Handwerksbetriebe drauf

Die steigenden Preise für Strom und Wärme ließen in diesem Jahr die wenigsten Deutschen kalt. Auch im Handwerk ist die Betroffenheit hoch: 83 Prozent der Umfrageteilnehmer meldete einen Anstieg ihrer Energiekosten seit Jahresbeginn. Im Mittel seien die Kosten um fast zwei Drittel gestiegen. Am schlimmsten fiel die Steigerung bei den Lebensmittelhandwerken aus, wo sich die Kosten im Schnitt gut verdoppelt hätten.

Von den Teilnehmern, die höhere Energiepreise verzeichneten, meldeten 7 Prozent mindestens eine Verdopplung ihrer Energiekosten. Schlimmstenfalls sei es zu einer Verneunfachung gekommen.

Wer kann seine Energiekosten weitergeben?

Betriebe die mit höheren Energiepreisen leben müssen, konnten diese laut Umfrage fast nie „umfassend“ weitergeben, um ihre Gewinnmargen stabil zu halten. Nur drei Prozent der Betroffenen sei das gelungen. Immerhin 70 Prozent hätten die gestiegenen Kosten teilweise auf die Preise aufschlagen können. Gut ein Viertel habe die höheren Energiekosten dagegen gar nicht weiterreichen können.

Häufigste Gründe dafür, dass Betriebe auf den gestiegenen Kosten sitzenbleiben, seien diese drei gewesen:

  • fehlende Zahlungsbereitschaft der Kunden (61 Prozent)
  • Bindung an bereits vereinbarte Preise bei Bestandsverträgen (57 Prozent)
  • ein starker Wettbewerb (48 Prozent)

Auch bei den Energiepreisen ist die Zukunftsaussicht trüb. 77 Prozent der Teilnehmer meldeten, dass Versorger ihnen bereits Preiserhöhungen angekündigt hätten. Dabei seien knapp zwei Drittel der befragten Betriebe komplett abhängig von der netzgebundenen Versorgung mit Strom oder Erdgas. Die übrigen würden zusätzlich Alternativquellen wie Erdöl und Holzpellets nutzen, die im Schnitt knapp die Hälfte des Energiebedarfs decken würden. Zu einer Entlastung bei den Energiekosten habe das allerdings nicht geführt.

Zu Liquiditätsproblemen hätte die aktuelle Situation aus Energiepreissteigerungen und Lieferengpässen inzwischen bei 28 Prozent der befragten Betriebe geführt. In der Befragung Ende April gaben das mit 21 Prozent der Unternehmen noch deutlich weniger an.

Wie sieht die wirtschaftliche Lage bei Ihnen aus? Schreiben Sie uns an redaktion@handwerk.com

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