Auf einen Blick:
- Eine realistische Erwartung an den Kaufpreis ist ein wichtiger Punkt bei der Nachfolge-Planung, sagt Michael Schwartz, Mittelstandsexperte bei KfW Research.
- Ein allgemeingültiges Bewertungsschema für kleine und mittlere Unternehmen existiert nicht, so der Ökonom.
- Mit Hilfe der Umsatz-Multiplikatoren überprüfte das KfW-Mittelstandspanel in einer Sonderauswertung die Kaufpreiserwartungen von Unternehmern.
- Ergebnis: Viele Unternehmensinhaber schätzen den Wert ihres Betriebes realistisch ein.
Wer seinen Betrieb verkaufen möchte, sollte einen realistischen Preis verlangen. Doch woran kann sich ein Handwerksunternehmer orientieren? Schließlich finden Kaufverhandlungen im Mittelstand, anders als bei Konzernen oder Aktiengesellschaften, in der Regel nicht öffentlich statt.
„Konkrete Zahlen zu Unternehmenswerten im Mittelstand liegen kaum vor“, bestätigt Michael Schwartz, Mittelstandsexperte bei KfW Research, der Forschungabteilung der KfW Bankengruppe. Das gelte auch für Handwerksbetriebe, die gut ein Drittel des Mittelstands ausmachen. Eine Sonderauswertung des KfW-Mittelstandspanels, das regelmäßig Daten und Fakten von bis zu 15.000 kleineren und mittleren Unternehmen (KMU) veröffentlicht, hat sich daher dem Thema Kaufpreise gewidmet.
Durchschnittspreis im Mittelstand 2018: 351.000 Euro
Für 2018 ermittelten die Experten, dass der durchschnittliche Kaufpreis, den die Inhaber im Mittelstand bei einer Nachfolge anstreben, bei 351.000 EUR gelegen hat.. Aber: Vor allem kleine Unternehmen könnten diesen Durchschnittspreis nicht erzielen, betont Michael Schwartz. Der Wert und damit auch der zu erzielende Kaufpreis für einen Betrieb hängen stark von seiner Größe und seinen Vermögenswerten ab.
Besonders niedrige Unternehmenswerte gebe es im Baugewerbe, so Schwartz. „Hier sind die Unternehmen besonders klein und haben nur niedrige Vermögenswerte wie Fuhrpark oder Maschinen.“ Die Unternehmer selbst schätzten daher den Wert ihres Betriebes auch vergleichsweise niedriger ein: So bewertet beispielsweise bei Kleinstunternehmen aus dem Baugewerbe die Hälfte der Inhaber den erwarteten Kaufpreis mit maximal 75.000 Euro.
Wie realistisch ist die Selbsteinschätzung der Unternehmer?
Doch ist diese Einschätzung realistisch? „Ein generell anerkanntes und in der Nachfolgepraxis einheitlich genutztes Schema für die Bestimmung von Kaufpreisen eines KMU existiert nicht“, so Schwartz. Deshalb nutzten die Mittelstandsexperten sogenannte Umsatz-Multiplikatoren. Danach entspricht der Wert eines Unternehmens im Bereich der sogenannten Small Caps (unter 50 Millionen Euro Umsatz im Jahr) ungefähr dem einfachen Jahresumsatz. Bei den kleinen Unternehmen, etwa im Handwerk, ist es eher weniger: Der Umsatz-Multiplikator beträgt hier im Durchschnitt 0,64.
„Wir waren überrascht, wie gut die Selbsteinschätzung der Unternehmer diesen Werten entsprach“, sagt Michael Schwartz. Von einer generellen Überbewertung des eigenen Unternehmens aufgrund emotionaler Verbundenheit könne nicht grundsätzlich die Rede sein. Allerdings räumt Schwartz ein, dass dies nur eine grobe Orientierungshilfe sei und die Betriebe im Wert nach oben und unten abweichen könnten. Doch: „Wenn ein Unternehmer den Wert seines Betriebes zwei Klassen über dem Umsatz einstuft, dann würde ich von Überbewertung sprechen.“
Konsequenzen für Unternehmer
Diese Ergebnisse haben auch Konsequenzen für diejenigen, die sich noch nicht mit der Nachfolge beschäftigen. „Relativ häufig geht im Mittelstand allgemein und natürlich auch im Handwerk der Erlös für den Betrieb in die Altersvorsorge ein“, sagt der Mittelstandsexperte. „Wenn der Wert des Betriebes zu hoch eingeschätzt wird, könnte es eng werden.“ Ebenfalls wichtig: Rechtzeitig die Nachfolgeplanung angehen und den Betrieb nicht „auslaufen lassen“, um den Preis zu stabilisieren.
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