Foto: nmann77 - stock.adobe.com
Mehrere Arbeitsunfähigkeitsbescheinigungen

Bürokratieentlastungsgesetz III

Bürokratieabbau: Wird der gelbe Schein abgeschafft?

Die Bürokratie bremst viele Handwerksbetriebe aus. In diesen Punkten will die Große Koalition für Entlastung sorgen.

Auf einen Blick:

  • Die Große Koalition hat den Entwurf für ein Bürokratieentlastungsgesetz vorgelegt. Damit will sie die Unternehmen pro Jahr um mehr als 1 Milliarde Euro entlasten.
  • Neben kleineren Änderungen plant die Regierung vor allem, den gelben Schein abzuschaffen und Erleichterungen bei der digitalen Aufbewahrung von steuerlich relevanten Unterlagen.
  • Dem Handwerk geht das Gesetzesvorhaben nicht weit genug. ZDH-Generalsekretär Holger Schwannecke fordert vor allem in zwei Punkten Nachbesserungen.

Der Wirtschaft hat die Große Koalition am Anfang dieser Legislaturperiode versprochen, den Bürokratieabbau voranzutreiben. Jetzt hat sie einen Entwurf für das dritte Bürokratieentlastungsgesetz (BEG III) vorgelegt. [embed]https://www.handwerk.com/buerokratie-was-handwerkern-besonders-zu-schaffen-macht[/embed]

So will die Große Koalition Bürokratie abbauen

Der Gesetzentwurf von Union und SPD enthält zwei zentrale Vorhaben, die auch Handwerkern zugutekommen dürften:

  1. Der gelbe Schein soll abgeschafft und stattdessen eine elektronische Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung eingeführt werden. Bislang müssen Arbeitnehmer im Krankheitsfall eine Krankschreibung in Papierform einreichen, was für Arbeitgeber mit manuellem Bearbeitungsaufwand verbunden ist. Angesichts der fortschreitenden Digitalisierung sei das aber nicht mehr zeitgemäß, heißt es im Gesetzentwurf. Die geplante Einführung des elektronischen Meldeverfahrens bedeutet für Arbeitgeber: Sie sollen künftig bei einer Krankmeldung durch einen Mitarbeiter die Daten zu Beginn und Dauer der Arbeitsunfähigkeit sowie zur Dauer der Entgeltfortzahlung bei der Krankenkasse abrufen können.
  2. Erleichterungen soll es auch bei der Vorhaltung von Datenverarbeitungssystemen für steuerliche Zwecke geben. Bislang entstehen Betrieben hohe Bürokratielasten, weil sie Datenverarbeitungssysteme über die zehnjährige Aufbewahrungsfrist aufrechterhalten müssen. Das will die Koalition ändern: Künftig soll es ausreichen, wenn Betriebe die gespeicherten Steuerunterlagen fünf Jahre nach einem Systemwechsel oder einer Datenauslagerung auf einem Datenträger vorhalten.

Darüber hinaus enthält der Gesetzentwurf noch einige kleinere Änderungen. Dazu gehört zum Beispiel, dass die Kleinunternehmergrenze bei der Umsatzsteuer von 17.500 auf 22.000 Euro steigen soll. Außerdem ist geplant, dass der steuerfreie Höchstbetrag bei der betrieblichen Gesundheitsförderung auf 600 Euro angehoben wird.

Kritik am Gesetzentwurf aus dem Handwerk

Beim Zentralverband des Deutschen Handwerks (ZDH) kommt der Gesetzentwurf der Bundesregierung nicht gut an: „Die Vorschläge sind enttäuschend kleinteilig und werden absehbar nicht die notwendige Entlastung bei Handwerksbetrieben mit sich bringen“, sagt Generalsekretär Holger Schwannecke. Er sieht den Bundestag gefordert, im parlamentarischen Verfahren nachzubessern. Vorschläge gibt es nach Ansicht von Schwannecke genug: So seien etwa die Dokumentationspflichten beim Mindestlohn konsequent abzuschaffen und die Aufbewahrungsfristen von zehn auf fünf Jahre zu halbieren.

Das sagt der zuständige Minister

Wirtschaftsminister Peter Altmaier, aus dessen Ministerium der Entwurf kommt, sieht in dem geplanten Gesetz hingegen eine spürbare Entlastung für Unternehmen. „Die Unternehmen werden um mehr als eine Milliarde Euro im Jahr entlastet“, so der CDU-Politiker. Die Zeit und das Geld stünden ihnen nun für ihre Kernaufgaben zur Verfügung. Trotzdem sieht Altmaier weiteren Handlungsbedarf: „Wir brauchen weitere Entlastungen“, sagte er. Bürokratieabbau sei eine Daueraufgabe.

Ein nächstes Vorhaben ist offenbar in Sicht: Laut Bundeswirtschaftsministerium ist geplant, ein Basisregister sowie einheitliche Wirtschaftsnummern einzuführen. Damit solle das Registerwesen modernisiert und Unternehmen entlastet werden.

Tipp: Sie interessieren sich für politische Entscheidungen, die das Handwerk betreffen? Mit dem Newsletter von handwerk.com halten wir Sie auf dem Laufenden. Hier geht’s zum kostenlosen Abo.

Auch interessant: [embed]https://www.handwerk.com/buerokratieabbau-mit-geballter-kraft-voran[/embed]

"Wir sind Handwerker, keine Datenverwalter"

Durch immer höheren Bürokratie-Aufwand im Handwerk nimmt der Druck auf Betriebe zu, sagt Yvonne Simon. Was sie außerdem stört: Zu viele unternehmerische Aufgaben bleiben auf der Strecke. Im handwerk.com-Interview fordert sie Entlastung für kleine Betriebe.
Artikel lesen

Der Pakt gegen den Papierkram

Sicherheitsauflagen, DSGVO, Führerschein für Arbeitsbühnen, GoBD – was denn noch alles? Ein Kollege hat die Nase voll. Er kämpft gegen die nervige Bürokratie.
Artikel lesen

Frustriert von der Mitarbeitersuche?

handwerk.com und die Schlütersche helfen Ihnen Ihre offenen Stellen einfach, zeit- und kostensparend mit den richtigen Kandidaten zu besetzen! Mehr als 500 Betriebe vertrauen uns bei der Mitarbeitersuche!

Jetzt Bewerber finden!

Wir haben noch mehr für Sie!

Praktische Tipps zur Betriebsführung und Erfahrungsberichte von Kollegen gibt es dienstags und donnerstags auch direkt ins Postfach: nützlich, übersichtlich und auf den Punkt.
Melden Sie sich jetzt für unseren Newsletter an - schnell und kostenlos!
Wir geben Ihre Daten nicht an Dritte weiter. Die Übermittlung erfolgt verschlüsselt. Zu statistischen Zwecken führen wir ein anonymisiertes Link-Tracking durch.
Entlastung in Sicht? Mit 28 Maßnahmen will die Bundesregierung Betriebe vom Bürokratie-Ballast befreien.

Bürokratieabbau: So will die Ampel Betriebe entlasten

Die Bundesregierung hat sich auf eine Streichliste verständigt: Das Eckpunktepapier zum Bürokratieabbau sieht 28 Maßnahmen vor. Dem Handwerk geht das nicht weit genug.

Schluss mit Handwerk: Michael Hoff hat seinen Straßenbaubetrieb in Husum geschlossen. Der Grund: Die Arbeit mache „keinen Spaß mehr, wenn jeder Handschlag derart überreguliert und kontrolliert wird“.

Politik und Gesellschaft

Betrieb geschlossen „bevor uns die Bürokratie kaputt macht“

Michael Hoff liebt seine Arbeit. Doch die Bürokratie sei für einen Handwerksbetrieb nicht mehr zu bewältigen. Trotz guter Auftragslage zieht Hoff die Konsequenzen.

    • Politik und Gesellschaft
Mit Bürokratie hat Susanne Matthies schon genug zu kämpfen, sie braucht nicht noch Mehraufwände durch die eAU. 

Politik und Gesellschaft

Handwerkerin: „73 Euro Mehrkosten für jede elektronische Krankmeldung“

Susanne Matthies merkt nichts von der versprochenen Entlastung durch die elektronische Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung. Will die Politik daran nichts ändern – oder kann sie nicht?

    • Politik und Gesellschaft
Elektroinstallateurmeister Frank Scholze mit seiner neuen Bürokratie-Mitarbeiterin.

Politik und Gesellschaft

Meister stellt Bürokratie-Mitarbeiterin ein

Bürokratie belastet auch die Kunden. Dieser Betrieb hat jetzt eine Mitarbeiterin eingestellt, um den Kunden bei komplizierten Formularen zu helfen.

    • Politik und Gesellschaft