Foto: Martina Jahn

Zwei auf einen Streich

Den Wechsel gemeistert, eine neue Marke etabliert

Neuer Chef, neue Ausrichtung, neue Marke: Wie gelingt es, dass alles ineinander greift? Florian Hehemann hat den Wechsel geschafft – mit Weitsicht und Planung.

Auf einen Blick:

  • Die Tischlerei Hehemann hat in diesem Jahr nicht nur den Generationswechsel vollzogen, sondern auch den Firmenname und das -logo geändert.
  • Das gelang Tischlermeister Florian Hehemann vor allem durch die frühzeitige Planung seiner Übernahme des Familienbetriebs. Und durch die Ideen, das Firmenlogo schon vor dem Zeitpunkt des Chef-Wechsels zu erneuern.
  • Jetzt will der 30-Jährige die neue Marke für feinen Möbelbau bei Kunden etablieren. Vorgesorgt hat er dafür schon: Mit einer offensiven Kommunikationsstrategie, die Stammkunden bindet.

Florian Hehemann will seinen Betrieb als Marke für hochwertigen Möbelbau etablieren. Möbelbau sei sein Herzensthema. Auch wenn der 30-jährige Tischlermeister viel Zeit im Büro verbringt, versuche er täglich noch in der Werkstatt zu werkeln. „Die Arbeit mit Holz erfüllt mich“, schwärmt Hehemann. Er brenne dafür, kreative Ideen zu entwickeln, diese gemeinsam mit Kunden abzustimmen und sie zu ihrer Zufriedenheit umzusetzen.

Seit Juli 2020 führt Hehemann den Familienbetrieb in vierter Generation. Obwohl sein Vater Franz den Chefsessel eigentlich erst mit 60 Jahren freimachen wollte, also 2022, ging der Generationswechsel schon in diesem Jahr über die Bühne. Die frühzeitige Übernahme ist das Ergebnis eines durchdachten Plans beider Handwerksmeister: Sie wollten Führungswechsel und Markenbildung eng miteinander verbinden und kommunizieren.

Das äußere Erscheinungsbild hatte dementsprechend höchste Priorität: „Klar nach außen zeigen, dass wir uns verändern – das war unser Ziel“, betont Hehemann. Die Idee für das neue Firmenlogo entwickelte er gemeinsam mit einer Werbeagentur, „als klar war, dass ich übernehme“, sagt der Norddeutsche – also mit Weitblick.

Transparenz nach außen: Marke für „hochwertigen Möbelbau“

Mit dem Logo kam auch der neue Name: So wurde bereits vor einem Jahr aus Tischlerei Franz Hehemann einfach Tischlerei Hehemann. „Wir haben das schon eher geändert, weil wir die Übergabe als fließenden Prozess sehen“, betont der Chef von sechs Mitarbeitern. Alles zu einem Zeitpunkt umzustellen sei zu viel auf einmal. Deshalb haben sie mit Änderungen begonnen, die mit dem Logo verbunden sind.

So wurde ein großes Firmenschild gut sichtbar an der Betriebszufahrt am Ortsrand von Melle angebracht. Die Lieferwagen und Transporter der Tischlerei erhielten neue Aufkleber. Nicht zuletzt wurde eine neue Website erstellt. Sie trägt nicht nur das neue Logo, sondern ist auch inhaltlich und technisch runderneuert worden.

„Wenn wir wertige Möbel anbieten, muss das Profil im Netz professionell sein“, ist der Unternehmer überzeugt. Wichtig seien ihm großformatige Fotos von Referenzen, genaue Beschreibungen der Dienstleistungen und die Verknüpfung mit den Social-Media-Kanälen gewesen.

Die Farbe Grün als Zeichen für Nachhaltigkeit

Wichtig ist dem neuen Chef in der Markenwahrnehmung das Thema „Nachhaltigkeit“. Das sollte neben dem Namen des Inhabers unbedingt sichtbar werden. Die Bildsprache habe Hehemann bewusst einfach gewählt. „Die Farbe Grün im Anfangsbuchstaben soll für das Thema Nachhaltigkeit stehen“, sagt der Unternehmer. Dieses markante Detail soll sich bei Kunden einprägen. Der Grund: „Wir setzen bei der Außenbehandlung der Möbel auf Öle anstatt auf Lacke. Das ist nachhaltiger und sieht natürlicher aus.“ In der Holz-Nachbehandlung seien Öle zudem einfacher zu handhaben und dazu umweltfreundlicher.

Stammkunden werben Neukunden

„Mehr als 85 Prozent unserer Aufträge kommen durch persönliche Empfehlungen zustande“, berichtet Florian Hehemann. Seitdem er den Fokus mehr auf das Thema Möbelbau legt, sei der Anteil noch gestiegen. Aber auch die Anfragen zu den anderen Spezialgebieten des Familienbetriebs, wie Treppen, Fenster und Türen hätten zugenommen. „Corona-bedingt haben mehr Kunden Interesse an maßgefertigten Lösungen und investieren gern ins eigene Heim“, weiß der Tischlermeister.

Hehemanns Ziel ist es, „Kunden glücklich zu machen, so dass sie wiederkommen“. Das Stammkundenprinzip liegt dem Tischler am Herzen. Dass die Strategie im Laufe der Jahre aufgeht, beweisen Fakten: Denn Kunden kommen wieder und empfehlen die Hehemanns weiter.

Offene Kommunikation zahlt sich aus

Die Vielzahl der Stammkunden, mag auch mit der offenen Kommunikationskultur zu tun haben: Mit dem Verschwinden des Namen Franz aus dem Firmenlogo haben die Tischlermeister ihre Kunden darüber informiert, dass der Vater die Geschäfte Schritt für Schritt übergibt. „Wir haben das bewusst offen kommuniziert. Denn Kunden fragen häufig gezielt nach meinem Vater oder nach mir als Ansprechpartner“, betont Florian Hehemann. Und da sollen sie wissen, wer welche Position bekleidet.

Vater Franz Hehemann bleibt dem Betrieb als Berater und Planer weiterhin erhalten. Das wissen Kunden und Geschäftspartner. Seinem Sohn steht er für Fragen rund um die Betriebsführung zur Verfügung.

Zukunftsmusik: Mehr Platz in der Werkstatt und ein papierloses Büro

Mit Florian Hehemann ist auch mehr Digitalisierung in den Betrieb eingezogen: „Ich versuche, dem papierlosen Büro täglich eine Schritt näher zu kommen“, berichtet der Unternehmer. Rechnungen schreibe er ausschließlich digital und die Kommunikation mit dem Steuerberater brauche auch kein Papier mehr. In Planung seien ein Zeiterfassungssystem für die Mitarbeiter sowie ein Dokumentenscanner.

Und damit die Digitalisierung auch in der Werkstatt die Überhand gewinnt, sollen ab 2021 einige Maschinen ausgetauscht werden. Doch dazu braucht die Tischlerei zunächst mehr Platz. Der sei ausreichend vorhanden und die Pläne für den Bau einer neuen Halle schon in der Schublade, verrät Hehemann. Aber 2020 hatten die Erneuerung der Marke und der Generationswechsel die höchste Priorität. Ab jetzt kann sich Florian Hehemann den nächsten Herausforderungen widmen.

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