Auf einen Blick:
- Können Roboter Maler bei der Arbeit unterstützen? Malermeister Robert Sachs hat es ausprobiert und ist beeindruckt von der Technologie.
- In seinen Tests mit einem Maler-Roboter von Conbotics konnte die Maschine in Sachen Geschwindigkeit, Präzision und Materialeinsparung überzeugen.
- Seinem Betrieb könnte das neue, größere Aufträge eröffnen, verrät der Unternehmer.
Wann immer Robert Sachs etwas entdeckt, das die Arbeit auf der Baustelle vereinfachen kann, wird der Malermeister hellhörig. Diese Neugier hat dem vierköpfigen Team sein Handwerk schon in vielen Bereichen vereinfacht. Drei Beispiele:
- Daten für seine Aufmaße ermittelt der Malermeister per Lasermessung.
- Beim Verkleben von Malervlies helfen Abrollgerät mit Meterzähler und eine spezielle Akku-Schere.
- Und auch beim Beschichten setzt der Meister vorzugsweise moderne Technologie statt Pinsel und Farbrolle ein.
Meister testet Maler-Roboter
„Ich versuche sinnvoll in die Vereinfachung unserer Arbeit zu investieren, weil es uns das Leben einfach leichter macht“, sagt der 36-jährige Unternehmer, der 80 Prozent seiner Arbeitszeit selbst auf der Baustelle verbringt. Die potenziell größte Vereinfachung für sein Gewerk konnte der Unternehmer erstmals im Herbst 2022 in einem Projekt einsetzen: einen Roboter, der eigenständig beschichtet – zum Beispiel Wände mit Wandfarbe. „Das war der erste Testlauf unter realen Bedingungen und das Ergebnis hat sehr überzeugt“, sagt Sachs. Der Einsatz habe auf einer echten Baustelle unter realen Bedingungen stattgefunden. Die zu beschichtende Fläche: 40 Quadratmeter.
Und das war nicht der letzte Test. Inzwischen ist der Malermeister selbst einmal gegen den Roboter angetreten. Bei kleinen Flächen habe der Maler in Sachen Geschwindigkeit noch die Nase vorn. Sobald mehrere Räume oder größere Flächen zu machen seien, wäre der Roboter schneller. „Im Test hat er denselben Job noch präziser erledigt und dadurch 20 Prozent weniger Material verbraucht als ich“, sagt Sachs. „Und er kann einfach ohne Pausen durcharbeiten.“
Der Kontakt zu den Erfindern des Roboters, dem Berliner Startup Conbotics, geht zurück auf das Jahr 2020. „Conbotics schrieb mich an, ob ich sie mit einigen Details zu den technischen Abläufen meines Handwerks unterstützen kann“, erinnert sich der Berliner Unternehmer. Sachs half und es entwickelte sich ein kooperatives Verhältnis zwischen dem Handwerker und dem Forschungs-Startup.
Die Basis: Airless-Spritzen
Hilfreich war bei der Anbahnung der Kooperation, dass der Malermeister bereits eine Technik einsetzt, der sich auch der Maler-Roboter bedienen sollte: das Airless-Spritzverfahren. Bei dem wird die Wandfarbe oder ein Lack unter hohem Druck luftlos sehr fein zerstäubt und so per Spritzpistole auf die Oberfläche aufgetragen. „Damit schafft man viel mehr Flächenleistung als mit der Hand und erzielt weit bessere Oberflächenergebnisse“, sagt Sachs. „Die Lackierung einer Altbautür, die konventionell eine Stunde dauern würde, habe ich mit einem Airless-Gerät in wenigen Minuten abgeschlossen.“
Der Roboter könne dieses Verfahren aus Sicht des Malermeisters künftig auf die nächste Stufe bringen – und zugleich ein wichtiges Werkzeug im Kampf gegen Fachkräftemangel sein. Denn er könne Arbeit erledigen, die im Grunde niemand gerne mache. Zwar sei Airless-Spritzen bereits eine große Arbeitserleichterung im Vergleich zum Streichen von Hand. „Trotzdem macht es wenig Spaß den ganzen Tag im Vollschutzanzug mit FFP2-Maske im Farbnebel zu stehen, während einem die Arme müde werden“, gibt der Handwerker zu Bedenken. Während die Maschine also Wände, Decken, Böden oder Fassaden beschichtet, könnten sich er und sein Team auf andere Arbeiten konzentrieren.
Der Arbeitsschwerpunkt verschiebt sich
Besonders gründlich müssten beim Robotereinsatz etwa Vorarbeiten wie die Untergrundvorbereitung erledigt werden. „Zudem muss alles sehr sauber abgedeckt sein“, sagt Sachs, „der Roboter nimmt keine Rücksicht, wenn versehentlich etwas offenliegt, das keine Farbe abbekommen soll“. Große Ausschnitte wie Fenster und Türen könne der Roboter allerdings automatisch aussparen, dafür müssten sie nur in den Plänen enthalten seien, mit denen die Maschine gefüttert wird. Für den Handwerksunternehmer, der bereits Lasermessung und 3D-Aufmaße nutzt, ist das keine Herausforderung. Stimmt die technologische Basis, sei auch die Einrichtung des Roboters vor dem Beginn des Jobs einfach: Erst übermittelt man dem Roboter einen digitalen Plan des Raumes, dann fährt man ihn grob an die Wand heran. „Den Rest macht er alleine“, erzählt der Malermeister.
Für seinen Betrieb sieht Sachs in der Technologie noch einen großen weiteren Vorteil: „Mit so einem Roboter kann ich mich an größere Aufträge wagen, wo sehr viel Fläche gespritzt werden muss“, erzählt der Meister. „Da könnte man sogar im Schichtdienst arbeiten“, sagt der Meister. Die Markteinführung für den Maler-Roboter ist für 2024 geplant. Und für Robert Sachs steht schon fest: Wenn der Preis stimmt, will er ein paar Projekte mit der Maschine machen.
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