Bevor Handwerker auf der Baustelle loslegen, sollten sie immer die Arbeiten des Vorgewerks kontrollieren.
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Bevor Handwerker auf der Baustelle loslegen, sollten sie immer die Arbeiten des Vorgewerks kontrollieren.

Inhaltsverzeichnis

Planung und Organisation der Baustelle

4 Tipps: So vermeiden Sie Baumängel

Baumängel können Handwerker viel Geld kosten. Was können sie auf der Baustelle tun, um Baumängel zu vermeiden. Ein Experte gibt 4 Tipps.

  • Großer Zeitdruck, hohe Erwartungen und fehlendes Miteinander die häufigsten Gründe, die zu Baumängeln führen.
  • Anstatt auf Planer und Architekten zu schimpfen, sollten Handwerkern die Initiative ergreifen. Das fängt mit der Planung der eigenen Leistung auf der Baustelle an.
  • Fehlen wichtige Unterlagen oder werden Abläufe nicht eingehalten, sollten Handwerker das immer offen ansprechen. Hat das Vorgewerk nicht richtig gearbeitet, sollten sie grundsätzlich schriftlich Bedenken anmelden.
  • Gerade Privatkunden bestehen oft auf Eigenleistungen. Darauf sollten sich Handwerker nicht einlassen.

Niemand hat ein Interesse an Baumängel – das gilt für Handwerker, Kunden, Planer und Architekten gleichermaßen. Trotzdem kommen sie immer wieder vor. Woran liegt das und welche Maßnahmen können Handwerker ergreifen, um auf ihren Baustellen Baumängeln zu verhindern? Antworten kennt Olaf Ringeisen, Malermeister und Experte für Baustellenorganisation.

Die häufigsten Gründe für Baumängel

Ringeisen nennt drei häufige Probleme, die regelmäßig zu Baumängeln führen:

  • Der große Zeitdruck: In der Regel muss schnell gebaut werden. So entsteht oftmals ein Zeitdruck, der weiter verstärkt wird, wenn es zu Beginn des Bauvorhabens zu Verzögerungen kommt.
  • Die hohe Erwartungshaltung:  „Planer und Architekten gehen meist fest davon aus, dass ihre Pläne funktionieren müssen“, so die Erfahrung des Meisters. Das führe oftmals dazu, dass sie nicht auf Einwände von Handwerkern hören.
  • Das fehlende Miteinander auf der Baustelle: Der Bauleiter hat die Aufgabe, für den Austausch auf der Baustelle zu sorgen, doch das passiere häufig nicht.

Laut Ringeisen bringt es nichts, auf Planer, Architekten oder Bauleiter schimpfen: „Handwerker sollten sich lieber überlegen, was sie selbst tun können, um Baumängel zu verhindern“,  betont der Malermeister.

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Tipp 1: Gute Ablaufplanung für die eigenen Leistungen

Auch wenn andere bei der Planung schludern, sollten Handwerker laut Ringeisen Zeit in eine gute Ablaufplanung stecken. Denn so hätten sie die Zeitstrecke des gesamten Bauvorhabens im Blick und könnten genügend Zeit für die eigene Leistung auf der Baustelle einplanen.

Ringeisen rät Kollegen, bei der Baustellenplanung Antworten auf folgende Fragen zu finden:

  • Bis wann muss ich was auf der Baustelle erledigen (Trocknungszeiten beachten)?
  • Wann bin ich mit dem Auftrag im Verzug?
  • Wie viele Mitarbeiter brauche ich, um die Arbeiten zu erledigen?
Olaf Ringeisen rät Handwerkern dazu, Behinderungen anzusprechen, wenn Abläufe auf der Baustelle nicht eingehalten werden.
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Olaf Ringeisen rät Handwerkern anzusprechen, wenn Abläufe auf der Baustelle nicht eingehalten werden.

Tipp 2: Den Mund aufmachen, wenn etwas schief läuft oder fehlt

„Handwerker kennen ihren Job und wissen, worauf es bei der Bauausführung ankommt“, sagt Ringeisen. Sie wüssten daher genau, was in welcher Reihenfolge gemacht werden muss und welche Infos sie vom Architekten oder von anderen Gewerken benötigen.

Doch manchmal läuft es nicht so, wie es sollte. Dem Malermeister zufolge passieren dann häufig Fehler, die später zu Baumängeln führen: „Deshalb sollten Handwerker aktiv wichtige Infos einfordern oder Behinderungen ansprechen, wenn Abläufe nicht eingehalten werden“, sagt der Malermeister.

So funktioniert die Bedenkenanmeldung

Auf der Baustelle stoßen Handwerker manchmal auf Dinge, die aus fachlicher Sicht kritisch sind. Wann sollten sie deshalb ihre Bedenken anmelden?
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Tipp 3: Immer das Vorgewerk prüfen und notfalls Bedenken anmelden

In manchen Fällen sind Handwerker sogar dazu verpflichtet, Probleme auf der Baustelle anzusprechen. „Die Arbeiten des Vorgewerks müssen Handwerker immer prüfen“, sagt Ringeisen. Bevor Bodenleger beispielsweise Parkett verlegen, müssen sie zunächst kontrollieren, ob der Estrichleger seine Arbeiter korrekt erledigt.

Doch was ist, wenn mit dem Werk etwas nicht in Ordnung ist? „In solchen Fällen sollten Handwerker unbedingt schriftlich ihre Bedenken anmelden“, betont der Meister. „Auch dann, wenn sie sich damit auf der Baustelle nicht beliebt machen.“ Denn mit einer schriftlichen Bedenkenanmeldung gegenüber dem Bauherrn sichern sich Handwerker ab. Zugleich tragen sie laut Ringeisen damit dazu bei, spätere Baumängel zu verhindern, weil der Bauherr eine Lösung für das Problem auf der Baustelle finden muss.

Tipp 4: Nicht auf Eigenleistungen des Kunden einlassen

Gerade Privatkunden wollen auf der Baustelle häufig mitanpacken. Manche bestehen zum Beispiel bei Malerarbeitern darauf, die Tapeten selbst abzureißen. Doch Ringeisen warnt: „Darauf sollten sich Handwerker möglichst nicht einlassen.“ Schließlich müssten sie selbst später für ein mängelfreies Werk geradestehen. Doch das sei unmöglich, wenn der Kunde die Vorarbeiten nicht fachgerecht ausführt und Handwerker die Abweichungen von der geltenden DIN-Norm einfach hinnehmen. „Wenn es dann infolge der schlechten Vorleistung zu Baumängeln kommt, verlieren Handwerker den Rechtsstreit vor jedem Gericht“, warnt Ringeisen.

Er weiß, dass Kunden oft davon überzeugt sind, gute Arbeit abzuliefern und daher nur schwer von der Eigenleistungen abzubringen sind. Für Handwerker, die dem Wunsch ihrer Kunden deshalb nachgeben, hat Ringeisen noch einen Tipp: „Vereinbaren sie in solchen Fällen unbedingt eine Vergütung für erforderliche Nacharbeiten.“ Dann könne der Kunde mit anpacken und Handwerker könnten zusätzliche Arbeiten in Rechnung stellen.

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