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Digitalisierung + IT

So bedrohen Datenmonopole Ihren Betrieb!

Bald könnte die Industrie Endverbraucher direkt bedienen. Handwerker hätten dann kaum Chancen, für ihre Kunden neue Leistungen zu entwickeln. Dagegen wächst Widerstand.

Auf einen Blick:

  • Drohende Datenmonopolisierung: Immer mehr industrielle Geräte und Produkte, die Handwerker bei Endkunden verbauen, liefern während ihres Betriebs Daten, die sich auswerten und für neue Dienstleistungen nutzen lassen.
  • Reklamieren die Hersteller der Produkte diese Daten allein für sich, können sie auf dieser Basis neue Dienstleistungen für Endkunden entwickeln. Das Handwerk hat darauf keinen Zugriff. Es besteht die Gefahr, dass die Industrie zunehmend Leistungen im typischen Betätigungsfeld kleiner und mittlerer Handwerksbetriebe durchführt.
  • Der Zentralverband des Deutschen Handwerks (ZDH) will die bevorstehende Datenmonopolisierung verhindern.
  • Im Interview erklärt ZDH-Generalsekretär Holger Schwannecke, warum Datenmonopole eine Bedrohung für das Handwerk sind und wie sich der ZDH für eine faire Datenökonomie einsetzt.

Der Zentralverband des Deutschen Handwerks warnt vor drohenden Datenmonopolen. Doch welche Gefahr liegt darin für Ihren Handwerksbetrieb? Ein Beispiel: Sie verbauen künftig Geräte bei Ihren Kunden, bei deren Nutzung Daten anfallen. Die lassen sich zum Beispiel für vorausschauende Instandhaltungen nutzen. Doch weil nur der Hersteller die Nutzerdaten bekommt, können Sie Ihrem Kunden auf Basis dieser Informationen keine passende Dienstleistung anbieten. Der Hersteller kann das hingegen sehr wohl. Er entscheidet, wer Wartungen und Reparaturen durchführt oder andere Leistungen anbietet, die aktuell zum typischen Betätigungsfeld mittelständischer Handwerksbetriebe gehören.

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Die drohende Datenmonopolisierung gefährdet dem Zentralverband des Deutschen Handwerks (ZDH) zufolge Wettbewerb und Mittelstand und müsse verhindert werden. Der ZDH hat in einem Positionspapier die „Anforderungen des Handwerks an eine faire Datenökonomie“ formuliert. Im Interview erklärt ZDH-Generalsekretär Holger Schwannecke, welche Handwerksbranchen von Datenmonopolen der Industrie betroffen wären, welche Auswirkung das auf den handwerklichen Mittelstand hätte und wie sich der ZDH für eine faire Datenökonomie einsetzt.

Datenmonpole: Diese Betriebe wären betroffen

handwerk.com: Welche Gewerke dürften besonders von drohenden Datenmonopolen betroffen sein?

Holger Schwannecke: Von Datenmonopolen der Industrie wären Handwerker überall dort negativ betroffen, wo sie ihre originäre Fachkunde bei der Wartung und der Reparatur von industriell hergestellten Gerätschaften einbringen, etwa bei Kraftfahrzeugen, bei landwirtschaftlichen Nutzfahrzeugen oder auch gebäudetechnischen Anlagen wie Heizungen oder für das Smart Home.

Beim Zugriff auf Kundendaten dürfen Handwerker keinesfalls außen vor bleiben. Auf Daten, die zum Beispiel aus der Nutzung eines Kfz oder einer Heizungsanlage entstehen, müssen Handwerksbetriebe für die Entwicklung ihrer kundenorientierten Geschäftsmodelle zurückgreifen können. Andernfalls schränkt das ganz klar den Wettbewerb ein.

Wie etwa sollen Kfz-Mechatroniker Dienstleistungen für eine vorausschauende Wartung entwickeln, wenn Funktionsstörungen in Fahrzeugen nur an die Hersteller gemeldet werden und diese dann entscheiden, an welche ihrer Vertragshändler oder ihrer unternehmenseigenen Werkstätten sie den Kunden verweisen. Damit sind vertragsfreie Kfz-Werkstätten an dieser Stelle in der Regel schon aus dem Rennen. Das darf nicht sein. Im Sinne eines fairen Wettbewerbs müssen alle Kfz-Betriebe einen unmittelbaren und umfassenden digitalen Zugang zum Kraftfahrzeug haben.

Auch in den SHK- und elektrotechnischen Gewerken ist für einen kundennahen Service und für Lösungen bei Smart-Home-Anwendungen ein unkomplizierter Zugriff auf Prozessdaten notwendig. Davon hängt für unsere Handwerksbetriebe unternehmerischer Erfolg ab.

Bewusstsein für Probleme und Lösungsansätze schaffen

handwerk.com: Wie verschaffen Sie Ihrer Forderung nach einer fairen Datenökonomie in der Politik Gehör?

Schwannecke: Indem wir in persönlichen Gesprächen gegenüber Legislative wie Exekutive auf die Probleme hinweisen und unsere Lösungsansätze benennen. Wir fordern ganz klar, dass Datenmonopolisierungen unbedingt verhindert werden müssen. Das gilt auch für Plattformkonzepte oder smarte Anlagen und Produktionssysteme.

Hier waren Betriebe bislang von den entsprechenden Systemzulieferern abhängig, weil ihnen der Zugriff auf die Prozessdaten verwehrt war. Das muss geändert werden, weil nur dann Betriebe in der Lage sein werden, diese Anlagen und Systeme ganzheitlich und sinnvoll in betriebliche Wertschöpfungsprozesse und in das betriebliche Ressourcen-Management zu integrieren. Was wir dafür brauchen, ist ein offenes, einheitliches und auslesbares Datenformat.

Datenmonopole gefährden Innovationskraft

handwerk.com: Warum sollte eine faire Datenökonomie auch im Interesse der Politik sein?

Schwannecke: Der Mittelstand ist das Rückgrat der wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit Deutschlands. Dies darf durch drohende Monopolisierungstendenzen innerhalb der neuen Datenökonomie nicht in Frage gestellt werden. Was wir brauchen, ist ein Datenrecht, das wettbewerbsgestaltend wirkt. Was wir nicht brauchen und akzeptieren können, ist ein Datenrecht, das bestimmten Marktakteuren Vorteile verschafft und andere massiv behindert.

Der handwerkliche Mittelstand kann und darf nicht zum reinen Erfüllungsgehilfen von Datenmonopolisten degradiert werden. Es kann nicht angehen und muss verhindert werden, dass sich diese Unternehmen durch entsprechende Vertragsklauseln oder Allgemeine Geschäftsbedingungen einen Exklusivanspruch auf Datenzugang sichern. Das behindert den Wettbewerb. Damit ginge ein wertvoller Standortvorteil Deutschlands verloren, nämlich die Vielfalt, Kreativität und Innovationskraft seines Mittelstandes.

handwerk.com: Gibt es seitens Politik, anderer Wirtschaftsverbände oder Organisationen Rückenwind für Ihre Forderung?

Schwannecke: Wir stoßen in der Politik – über die Parteigrenzen hinweg – auf zunehmendes Verständnis unserer Positionierungen. Zwischenzeitlich konnten wir das Thema auch auf die Agenda der Digitalisierungs- wie der Mittelstandspolitik in Europa heben.

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