Auf einen Blick:
- Nehmen Sie Warnsignale für mangelnde Arbeitgeberattraktivität ernst und prüfen Sie in einem ersten Check, wo Ihre Defizite liegen.
- Drei Sofortmaßnahmen können Sie schnell umsetzen kann, die für mehr Kommunikation und Transparenz sorgen.
- Auf lange Sicht brauchen Sie eine individuelle Lösung, die die Probleme Ihres Betriebs aufgreift, aber auch zu Ihnen, dem Team und Ihrem Gewerk passt.
Ein attraktiver Arbeitgeber zu sein ist heute wichtiger als früher. „ Wir haben mittlerweile einen Arbeitnehmermarkt – die Mitarbeiter können sich aussuchen, wo sie arbeiten möchten“, sagt Svea Janssen, Betriebsberaterin bei der Handwerkskammer Ostfriesland. „Für Arbeitgeber, die alles so machen, wie es immer war, wird es immer schwerer.“
Doch woran erkennt man, dass der Betrieb an Attraktivität verliert? Es gibt wichtige Warnsignale. „Die Mitarbeiter beschweren sich“, nennt Janssen ein Beispiel. „Erste Kündigungen kommen, es wird zunehmend schwieriger, die offenen Stellen zu besetzen. Spätestens dann sollte man sich mit dem Thema auseinandersetzen.“ Denn gerade bei der Suche nach neuen Mitarbeitenden können Arbeitgeber mit einem zufriedenen Team punkten. „Das beste Empfehlungsmarketing, das es gibt, sind zufrieden Mitarbeiter“, betont Janssen. „Stellenanzeigen bringen nicht mehr viel. Aber wenn ein Mitarbeiter auf Whatsapp postet: ,Willst Du mein Kollege werden?‘ – das funktioniert.“
In diesen drei Schritten kommen Sie dem Ziel näher, ein attraktiver Arbeitgeber zu werden:
Schritt 1: Machen Sie eine ehrliche Bestandsaufnahme
Um sich zu verbessern, müssen Sie zunächst klären, wo die Probleme liegen – und dabei ehrlich mit sich sein. Unterstützung gibt es bei den Handwerkskammern. „Wir haben beispielsweise einen Kurzcheck mit 20 Fragen aus vier Bereichen entwickelt, den ich mit den Verantwortlichen durchgehe“, erläutert Janssen das Angebot der HWK Ostfriesland. Im Kurzcheck können Aussagen zu Arbeitsorganisation, Werten, Qualifizierung sowie Sicherheit und Gesundheit mit „ja“, „ein wenig“ oder „nein“ beantwortet werden.
Ein Beispiel aus dem Bereich Arbeitsorganisation: „In unserem Unternehmen wissen alle, was von Ihnen erwartet wird und wer welche Entscheidungsbefugnisse besitzt.“ Vielen Chefs sei gar nicht klar, dass die Arbeitsorganisation ein wichtiger Einflussfaktor ist, sagt Janssen. Weitere wichtige Bereiche, die oft unter dem Radar blieben, seien:
- Beteiligung („Ich beziehe die Mitarbeitenden in die Arbeitsplanung und -gestaltung mit ein.“)
- Fähigkeiten der Mitarbeitenden („Ich kenne die Stärken und Schwächen unserer Mitarbeitenden und setze dieses Wissen systematisch ein.“)
- Gesundheitsförderung („Ich habe im Unternehmen Maßnahmen ergriffen, um Belastungen und Erkrankungen zu vermeiden und die Gesundheit der Mitarbeitenden zu unterstützen.“)
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Schritt 2: Ergreifen Sie erste Sofortmaßnahmen
Sind die Defizite klar, sollten Sie handeln. Obwohl viele Themen längere Zeit brauchen, um positive Änderungen zu erwirken, gibt es drei schnelle Maßnahmen, die jeder Betrieb umsetzten kann.
Kommunikation: „Ganz wichtig sind Kommunikation und Transparenz“, sagt Janssen. Dafür reiche ein kurzes wöchentliches Treffen mit allen im Betrieb oder, in größeren Unternehmen, im Team, um die Themen der kommenden Woche anzusprechen:
- Was steht an?
- Wer macht was?
- Wer ist krank?
- Was ist neben der täglichen Arbeit noch wichtig für die kommende Zeit?
„Das müssen keine langen Sitzrunden sein“, sagt Janssen. „Man kann sich auch für zehn Minuten zusammenstellen.“ Der Effekt sei schnell spürbar: „Wenn alle wissen, was läuft, minimiert das den Flurfunk und das hebt die Stimmung.“
Mitarbeitergespräche: Die zweite schnell umzusetzende Maßnahme sei die Einführung von Mitarbeitergesprächen. „Ein offenes Gespräch mit jedem im Betreib muss nur einmal im Jahr für eine halbe Stunde stattfinden, aber es kann große Effekte erzielen“, ist Janssen überzeugt. Oft sei die Scheu jedoch groß. „Es gibt Leitfäden und Unterstützung von den Handwerkskammern, die die Vorbereitung und das Gespräch erleichtern“, appelliert sie an die Betriebe, sich Hilfe zu holen.
Weiterbildung: Eine dritte Möglichkeit, die zu jedem Betrieb passt, sei das Angebot von Weiterbildungen. „Da gibt es viele Möglichkeiten, vom Telefontraining über Rückenschule bis zum Ausbilderschein für den Meister“, betont Janssen.
Schritt 3: Entwickeln Sie eine individuelle Lösung für Ihren Betrieb
Mit schnellen Maßnahmen ist es allerdings meist nicht getan, um die Attraktivität als Arbeitgeber dauerhaft zu erhöhen. Auf Basis des Kurzchecks identifiziert Svea Janssen mit den Betrieben die wichtigsten Themen, die angegangen werden sollten. „Da gibt es kein Patentrezept für alle Betriebe, sondern es muss eine individuelle Lösung gefunden werden, die zum Gewerk, zum Team und zum Chef passt“, sagt die Betriebsberaterin.
Grundlage für diese Lösung sei ein Organigramm, das klar zeigt, wer im Betrieb eigentlich was macht und wer wen vertritt. „Das kostet schon ein bisschen Arbeit, aber es macht sehr transparent, wie die Aufgaben und damit auch die Arbeitsbelastung verteilt sind“, so Janssen. Gerade gute Mitarbeiter seien oft sehr eingespannt und damit möglicherweise unzufrieden. Dann gelte es zu klären, wie die Aufgaben besser verteilt werden können oder welche Hilfsmittel die Mitarbeitenden entlasten.
„Es lohnt sich, diese Zeit und Mühe zu investieren“, betont Janssen. „Wir hatten hier schon Handwerker, die aufgeben wollten, weil es im Betrieb nicht rund lief, und die jetzt erfolgreich weitermachen.“
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