Foto: Crafty/Mica Wintermayr Photography

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Strategie

Betriebe gesucht: Start-up will Handwerksriesen schaffen

Crafty aus München will das Handwerk als Dienstleistung neu erfinden und sucht für seine Wachstumspläne auch Betriebe zur Übernahme.

Auf einen Blick:

  • 66.200 Handwerksbetriebe suchen bis Ende 2020 einen Nachfolger.
  • Nicht immer klappt eine Übergabe innerhalb der Familie oder an einen Mitarbeiter.
  • Das Münchner Start-up Crafty will Handwerksleistungen mittelfristig in ganz Deutschland anbieten und deshalb bis Ende 2020 bis zu 10 Betriebe übernehmen.

Was mache ich mit meinem Betrieb, wenn ich in den Ruhestand gehen möchte? Diese Frage stellt sich für jeden Inhaber früher oder später, für zahlreiche Handwerker ist sie schon jetzt akut. Derzeit suchen laut KfW Research rund 66.200 Handwerksunternehmen bis Ende 2020 einen Nachfolger für ihren Betrieb. Die meisten von ihnen würden eine Übergabe in der Familie bevorzugen, ermittelte das Forschungsinstitut. Doch nicht immer ist das möglich, genauso wie nicht immer ein Mitarbeiter den Betrieb fortführen möchte.

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Start-up Crafty will das Handwerk neu erfinden

Doch jetzt könnte sich eine neue Möglichkeit ergeben: Derzeit macht ein Start-up von sich reden, das auch über die Übernahme von Handwerksbetrieben kräftig wachsen will. Noch ist Crafty mit zehn Mitarbeitern ein kleines Unternehmen, aber die Gründer Jens Zabel und Christiane Wolff haben große Ziele: Innerhalb der kommenden zwölf Monate wollen die Gründer 1.000 fest angestellte Handwerker beschäftigen, in zwei Jahren sollen es 3.500 sein.

Genauso groß wie die Ziele ist auch der Anspruch der Gründer: „Wir wollen das Handwerk neu erfinden“, sagt Christiane Wolff. Die Idee: Der Kunde sucht nicht Gewerk für Gewerk seine Handwerker für ein Renovierungs- oder Bauprojekt zusammen und koordiniert sie. Er muss auch nicht aus verschiedenen Unternehmen eines Netzwerkes auswählen. Es gibt nur einen Ansprechpartner direkt bei Crafty, der auch für die Qualität der geleisteten Arbeit garantiert.

Zentrale Figur ist ein technischer Koordinator. Er besucht den Kunden und bespricht das Projekt. Er kümmert sich genauso um die Ausführung wie um die Koordination der Gewerke. Crafty will die Arbeiten zu 80 Prozent mit eigenen Mitarbeitern erledigen und für den Rest feste Kooperationspartner verpflichten.

Mitarbeitergewinnung ist auch für Start-ups schwierig

„Wir wollen einen Mitarbeiterstamm in ganz Deutschland aufbauen“, sagt Gründer Jens Zabel. Der dreifache Handwerksmeister (Elektro, Klima- und Heizungstechnik, Gebäudereinigung) führt bereits ein großes Unternehmen im Bereich Facility-Management mit 8.000 Mitarbeitern und erzählt, dass er auch durch eigenen Ärger über Handwerker auf die Idee für das Start-up gekommen ist.

Doch Mitarbeitergewinnung – da geht’s den Start-ups wie den Traditionsreichen – ist derzeit ein schwieriges Geschäft. Eine Idee der Gründer ist deshalb, Handwerksunternehmer, die einen Nachfolger suchen, mitsamt Mitarbeitern zu übernehmen, bis zu zehn Firmen innerhalb des kommenden Jahres. Derzeit gesuchte Gewerke: Maler, Elektro, Klima- und Heiztechnik, Dachdecker sowie SHK, vor allem in den Metropolen, aber letztlich deutschlandweit. Mit einem Betrieb stehe man kurz vor dem Abschluss. „Doch der Bedarf ist riesig“, sagt Jens Zabel, „und die Resonanz, die wir erleben ist überraschend positiv.“

Der Name des übernommen Betriebes wird weiter genutzt

„Wir sprechen erst mal mit jedem und prüfen, ob der Betrieb zu unseren Werten passt“, sagt Jens Zabel. „Wir haben einen hohen Qualitätsanspruch und wollen die Betriebe und die Mitarbeiter weiterentwickeln.“ Unter dem Dach einer Holding soll dann der Betrieb zunächst weiterlaufen und auch seinen Namen behalten. „Darunter ist der Betrieb bei Kunden bekannt, das Renommee wollen wir natürlich nutzen“, sagt Christiane Wolff. Langfristig soll dann die Integration in Crafty erfolgen.

Die Gründer rechnen damit, dass sie die Herausforderungen, mit denen sich jeder kleine Betrieb allein herumschlagen muss – Bürokratie, Einkauf, Digitalisierung – als großes Unternehmen effektiver angehen können und damit letztlich Kosten sparen. Das soll den Mitarbeitern zugutekommen: „Wir zahlen nach Ende der Probezeit 10 Prozent über Tarif“, sagt Wolff.

Handwerksmeister: Es kommt auf die Details an

Die Suche nach einem Nachfolger für den Handwerksbetrieb gestaltet sich oft mühsam. Ist es eineAlternative, an ein großes Unternehmen zu verkaufen? Drei Fragen an Stuckateurmeister Klaus Stuckert aus Hannover.

Herr Stuckert, Sie suchen schon einige Zeit einen Nachfolger für Ihren Stuckateur-Betrieb in Hannover. Haben Sie jemanden gefunden?

Stuckert: Bis jetzt noch nicht, es ist doch recht schwierig. Ich habe schon viele Gespräche geführt, aber es gibt am Ende viele Details zu klären: Wie bringt sich der Neue ein? Wann bin ich wirklich raus aus der Verantwortung für den Betrieb?

Was halten Sie von einem Unternehmen wie Crafty, das Handwerksbetriebe übernimmt?

Stuckert: Das ist erstmal eine gute Idee, aber auch hier muss man die Details kennen. Übernehmen sie den ganzen Betrieb oder nur Teile? Was wird aus den Mitarbeitern? Ich habe mit einem großen Unternehmen aus Hamburg gesprochen, das ebenfalls Betriebe übernimmt. Geklappt hat es leider nicht.

Wie gehen Sie jetzt konkret weiter vor?

Stuckert: Derzeit sind wir noch in der Onlinebörse der Handwerkskammer mit unserer Suche vertreten. Ich hoffe natürlich, dass sich jemand findet. Wer Interesse hat, kann sich gerne bei mir meld

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