- Ist der Bauherr auf der Baustelle schlecht organisiert, können Handwerker ihre Arbeiten oft nicht in geplantem Umfang aufnehmen, das drückt auf die Produktivität.
- Fehlt auf der Baustelle Material, hält das unnötig auf. Checklisten können dabei helfen, die Fahrzeuge so bestücken, dass Handwerker auf dem Weg zur Baustelle nichts Wichtiges vergessen.
- Bei größeren Baustellen lohnt es sich deshalb zu prüfen, wie viele Mitarbeiter dort vernünftig arbeiten können. Denn herumstehende Mitarbeiter sind verschwendete Ressourcen.
- Fahrzeit ist meist Arbeitszeit. Durch eine gute Planung der Anfahrt zum Kunden lässt sich oft Zeit und somit auch Geld sparen.
Arbeitszeit kostet Sie als Arbeitgeber bares Geld. Daher ist es mehr als ärgerlich, wenn Ihre Mitarbeiter die Zeit nicht produktiv nutzen können. Unternehmensberater Werner Broeckmann von der BGC Unternehmensberatung in Kevelaer verrät, was die größten Produktivitätskiller in Handwerksbetrieben sind und wie Chefs diese vermeiden können.
1. Der Bauherr ist schlecht organisiert
Gerade bei größeren Bauprojekten, wie dem Bau von Mehrfamilienhäusern, arbeiten mehrere Gewerke auf einer Baustelle. Ist deren Einsatz jedoch vom Bauherrn schlecht organisiert, wird das laut Broeckmann schnell zum finanziellen Problem für Betriebe. Denn schlimmstenfalls müssen sie Mitarbeitern Arbeitslohn zahlen, obwohl die nicht oder nur eingeschränkt arbeiten können. Dafür nennt der Berater zwei Beispiele:
Die Arbeiten können zum geplanten Zeitpunkt nicht aufgenommen werden:
Kurz vor Baubeginn stellt sich heraus, dass das Vorgewerk nicht rechtzeitig fertig wird und sich die Bauarbeiten verzögern. Doch was tun, wenn Mitarbeiter fest für diesen Auftrag eingeplant sind? Broeckmann zufolge haben Betriebe in solchen Fällen mehrere Optionen:
- Beim Bauherren Baubehinderung anzeigen und Mehrkosten geltend machen.
- Versuchen, andere Aufträge kurzfristig vorzuziehen.
- Ein Arbeitszeitmodell im Betrieb einführen, damit Mitarbeiter bei geringerer Auslastung Überstunden abfeiern können.
Arbeiten auf der Baustelle sind nur in Teilbereichen möglich:
In solchen Fällen müssten sich Handwerker meist mit „kleineren Aufgaben beschäftigten“ und könnten die Arbeiten nicht wie geplant aufnehmen. Der optimale Bauablauf sei somit gestört und die ursprüngliche Kalkulation für den Auftrag könne nicht aufgehen. „Das ist zwar grundsätzlich nachtragspflichtig“, sagt der Berater. Doch Betriebe müssten den Mehraufwand nachweisen und das sei nicht immer einfach, aber auch nicht unmöglich.
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2. Material nicht in ausreichender Menge verfügbar
Manchmal fehlt auf der Baustelle das passende Material – weil Handwerker es im Betrieb vergessen haben oder es nicht rechtzeitig bestellt wurde. In solchen Fällen muss Ersatz her. „Dabei geht schnell mehr als halbe Stunde drauf“, sagt Broeckmann. Das sei Zeit, die vorab nicht einkalkuliert wurde und die nicht beim Kunden abgerechnet werden könne.
Dem Berater zufolge lassen sich solche Produktivitätskiller durch eine bessere Organisation verhindern – zum Beispiel mit Hilfe von Checklisten. Sie könnten dabei helfen, rechtzeitig alle Materialien für einen Auftrag zu beschaffen und auch die Fahrzeuge für die Baustelle mit dem richtigen Material zu bestücken.
Auf der Baustelle kann zwar immer noch etwas Unvorhergesehenes passieren, sodass zusätzliches Material gebraucht wird. Doch dazu sagt Brockmann: „Durch eine gute Organisation lassen sich Fehler bei der Materialbeschaffung deutlich reduzieren.“
3. Personal nicht vernünftig eingeteilt
Manchmal muss eine Baustelle dringend fertig werden, weil Betriebe vertraglich einen konkreten Fertigstellungstermin vereinbart haben. In solchen Fällen neigen Handwerksunternehmer laut Broeckmann dazu, für die Baustelle mehr Personal einzuteilen als nötig. „Wenn dort fünf Mitarbeiter im Einsatz sind, aber nur drei sinnvoll arbeiten können, ist das ein betriebswirtschaftliches Problem“, sagt er. Denn zum einen sinke die Produktivität der eingesetzten Mitarbeiter, weil sie nicht unter optimalen Bedingungen arbeiten könnten. Und zum anderen ändere sich der Fertigstellungstermin nicht.
Handwerksunternehmern rät Broeckmann insbesondere bei größeren Projekten, sich die Baustelle vorab anzusehen: „So können Sie schnell erkennen, wie viele Mitarbeiter dort sinnvoll arbeiten können ohne sich gegenseitig zu behindern.“ Gibt es später Probleme, den Fertigstellungstermin zu halten, hat der Berater noch einen Tipp „Prüfen Sie, ob in Ihrem Fall eine Baubehinderungsanzeige in Frage kommt.“
4. Fahrzeiten sind nicht optimal
Fahrtzeit ist laut Broeckmann in der Regel Arbeitszeit. Hier könne vielfach optimiert werden, gerade wenn die Mitarbeiter längere Wege zurücklegen müssten. Hierfür nennt er drei Beispiele:
- Aufträge, die etwas mehr als einen Arbeitstag dauern: Müssen Mitarbeiter am nächsten Tag für eine halbe Stunde wiederkommen, fallen zusätzliche Fahrkosten an. Abhilfe kann ein Arbeitszeitmodell schaffen, dass es den Mitarbeitern ermöglicht, auf der Baustelle eine halbe Stunde länger zu arbeiten und somit die Anfahrt am nächsten Tag zu sparen.
- Aufträge in Ballungsgebieten: In großen Städten und in Ballungszentren staut sich zu bestimmten Tageszeiten der Verkehr. Um lange Anfahrtszeiten zu vermeiden, kann es helfen, Aufträge dort außerhalb der Stoßzeiten zu planen.
- Aufträge in mehr als 100 Kilometer Entfernung: Fahren Mitarbeiter eine solche Strecke mehrfach, kostet das viel Geld. Es könne sich daher rentieren, für Mitarbeiter eine Übernachtungsmöglichkeit am Einsatzort zu buchen.
5. Individuelle Fehler
Fehler passieren, das ist ganz normal. So vergessen Mitarbeiter mal Werkzeug, das sie für einen Kundentermin dringend brauchen. Mal bleibt dringend benötigtes Material im Betrieb liegen. „Solche Fehler sollten den Mitarbeitern möglichst nicht zwei Mal passieren“, sagt Broeckmann. Denn diese Fehler wirkten sich negativ auf die produktiven Stunden aus und schmälerten somit letztendlich den Gewinn bei dem Kundenauftrag.
Der Berater empfiehlt Unternehmern deshalb finanzielle Anreize für Mitarbeiter zu schaffen. Sein Tipp: „Sensibilisieren Sie Ihr Team zunächst, was Fehler kosten und bitten Sie Mitarbeiter zur Kasse, wenn sich Fehler wiederholen.“ Broeckmann zufolge führt eine solche Regel dazu, dass sie die Mitarbeiter bemühen, keine Fehler zu machen.
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