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Hoher Krankenstand im Team: Dagegen können Betriebe etwas tun, wenn sie die Gründe für die krankheitsbedingten Ausfälle kennen.

Panorama

Krankenstände im Betrieb analysieren und abbauen

Fallen Mitarbeiter oft krank aus, stört das die Arbeitsabläufe. Doch gegen einen hohen Krankenstand können Betriebe etwas tun, wenn sie die Gründe für die Ausfälle kennen.

  • Um einen Überblick über den tatsächlichen Krankenstand zu bekommen, sollten Betriebe zunächst alle Krankmeldungen erfassen.
  • Größere Betriebe können zudem eine detaillierte Fehlzeitenanalyse von einer Krankenkasse machen lassen. So erfahren sie, ob die eigenen Mitarbeiter häufiger krankheitsbedingt ausfallen als Mitarbeiter anderer Unternehmen ihrer Branche.
  • Wer die Gründe für die Fehlzeiten herausfinden möchte, sollte weitere Analysen machen – zum Beispiel im Rahmen des Betrieblichen Gesundheitsmanagements.
  • Sowohl kleine als auch große Betriebe können dadurch Faktoren herausfinden, die sich negativ auf die Gesundheit der Mitarbeiter auswirken und Gegenmaßnahmen ergreifen.

Ob akute Atemwegserkrankungen, Rückenschmerzen oder psychische Erkrankungen: Mitarbeiter fallen immer mal wieder krankheitsbedingt aus. Wenn sich die Krankmeldungen im Betrieb häufen, kann bei Chefs leicht das Gefühl entstehen, dass der Krankenstand im Team das normale Maß übersteigt. Was Unternehmer in so einer Situation tun können, weiß Kerstin Anger, Gesundheitsmanagerin für betriebliches Gesundheitsmanagement (BGM) bei der IKK classic.

Sie rät Chefs dazu, die Krankmeldungen aller Mitarbeiter zunächst in einer Excel-Tabelle zu erfassen – und zwar für jeden einzelnen Tag, also auch für die krankheitsbedingten Abwesenheiten ohne gelben Schein: „So finden Sie schnell heraus, ob Sie mit Ihrem Gefühl richtig liegen.“ Ist der Krankenstand tatsächlich hoch, könnten sich sowohl kleine als auch große Betriebe Unterstützung bei den Krankenkassen holen.

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Fehlzeiten mit Hilfe der Krankenkasse analysieren

Anger zufolge haben größere Betriebe die Möglichkeit, eine Fehlzeitenanalyse machen zu lassen. Unternehmern empfiehlt sie, sich dafür an die Krankenkasse zu wenden, bei der die meisten Mitarbeiter versichert sind. „Damit der Datenschutz bei der Analyse gewahrt bleibt, muss eine Mindestanzahl von Versicherten vorhanden sein“, erläutert die Gesundheitswissenschaftlerin. Die IKK classic beispielsweise führe die Fehlzeitenanalyse nur durch, wenn mindestens 15 Mitarbeitende eines Betriebs bei ihr versichert sind. Wer eine Fehlzeitenanalyse machen lasse, erfahre beispielsweise:

  • wie hoch der Krankenstand in Prozent ist,
  • wie hoch die Gesundheitsquote – also der Anteil der Mitarbeiter, die gar nicht krankheitsbedingt ausfallen – ist,
  • wie lange ein einzelner Krankheitsfall im Schnitt dauert und
  • welche gesundheitlichen Belastungen bei den Mitarbeitern im Vordergrund stehen. Das können zum Beispiel Muskel- und Skeletterkrankungen, psychische Erkrankungen, Erkrankungen der oberen Luftwege oder Unfälle sein.

Die einzelnen Ergebnisse kann die Krankenkasse laut Anger dann mit den Fehlzeiten der Branche oder sogar des Gewerks abgleichen – so erfährt der Betrieb, wie er im Vergleich zu anderen Unternehmen dasteht.

Die Gesundheitsmanagerin weist allerdings darauf hin, dass die Aussagekraft der Fehlzeitenanalyse begrenzt ist: „Wer auch die Ursachen für das Krankheitsgeschehen im Betrieb aufdecken möchte, muss weitere Analysen durchführen.“

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Ursachen für das Krankheitsgeschehen aufdecken

Chefs kleiner und großer Handwerksbetriebe, die die Belastungsfaktoren in ihrem Unternehmen identifizieren und gezielt dagegen vorgehen wollen, können zum Beispiel auf das Betriebliche Gesundheitsmanagement (BGM) setzen. Laut Anger müssen sie sich dazu an eine der im Betrieb vertretenen Krankenkassen wenden.

Wer sich für BGM bei der IKK classic entscheide, müsse zunächst eine Vereinbarung abschließen. Nach einem ersten Beratungsgespräch kämen dann Gesundheitsmanager der Krankenkasse in den Betrieb, um dort die gesundheitliche Situation zu analysieren. Dabei würden auch die Mitarbeiter befragt. Übliche Fragen seien beispielsweise:

  • Welche Hilfsmittel nutzen Sie?
  • Wie ist Ihre Arbeit organisiert?
  • Wo sehen Sie Verbesserungspotenzial?

Anschließend werden laut Anger die Ergebnisse der Befragungen ausgewertet. „Auf diese Weise lassen sich Problemfelder identifizieren“, erläutert sie. Zum Beispiel könne so herauskommen, dass es an manchen Arbeitsplätzen eine höhere arbeitsbedingte körperliche Belastung gibt. Oder es zeige sich, dass die psychisch-soziale Belastung im Betrieb insgesamt hoch ist, verstärkt Suchtproblematiken vorkommen oder die arbeitsgerechte Verpflegung für manche Mitarbeiter schwierig ist.

„Die konkreten Analyse-Ergebnisse präsentieren wir dem Betriebsinhaber und erarbeiten dann gemeinsam einen Umsetzungsplan für den Betrieb“, sagt Anger. Der Plan könne etwa Maßnahmen enthalten, die die Gesundheitskompetenz der einzelnen Mitarbeiter fördern oder die Verhältnisse am Arbeitsplatz verbessern.

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Foto: Privat
Gesundheitsmanagerin Kerstin Anger von der IKK classic sagt: „Durch BGM-Maßnahmen können sich Betriebe im Wettbewerb um Fachkräfte Vorteile gegenüber anderen Unternehmen verschaffen.“

BGM nicht nur für Betriebe mit hohem Krankenstand geeignet

Betriebliches Gesundheitsmanagement lohnt sich laut Anger nicht nur für Betriebe, die einen hohen Krankenstand haben: „Mit diesem Instrument lassen sich nicht nur Fehlzeiten reduzieren, es können auch andere positive Effekte erzielt werden.“ Als Beispiel nennt die Gesundheitsmanagerin die Steigerung der Mitarbeiterzufriedenheit oder die Verbesserung des Betriebsklimas. Sie ist daher überzeugt: „Durch BGM-Maßnahmen können sich Betriebe im Wettbewerb um Fachkräfte Vorteile gegenüber anderen Unternehmen verschaffen.“

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