Auf einen Blick:
- Die Stellenanzeige entscheidet darüber, ob sich ein Bewerber überhaupt näher mit Ihrem Betrieb befasst. Deshalb sollten Sie sie an die Zielgruppe anpassen: Meister erwarten etwas anderes vom Job als Azubis.
- Überlegen Sie: Was macht unseren Betrieb aus? Was davon interessiert meinen speziellen Bewerber? Darauf sollten Sie sich konzentrieren.
- Sie wollen qualifizierte Bewerbungen? Dann nennen Sie klar und knapp die wichtigsten Anforderungen.
- Viele Bewerber wünschen sich schon in der Stellenanzeige konkrete Angaben über das Gehalt. Doch das ist nur selten eine gute Idee, meinen unsere Expertinnen.
Eine Stellenanzeige? Die ist doch schnell geschrieben: Einfach die alte Vorlage rauskramen, kurz Jobtitel und Anforderungen anpassen – fertig! Wenn Birgit Lietzau so etwas sieht, ist ihr klar: Dieser Betrieb wird kaum gute Bewerber anziehen. „Der Arbeitsmarkt hat sich komplett gedreht“, sagt Lietzau, bei der Handwerkskammer Hannover zuständig für die Fachkräftebörse. „Heute müssen sich die Betriebe bei den Fachkräften und Azubis bewerben. Das ist leider noch nicht bei allen in der Praxis angekommen.“ Umso wichtiger sei, es sich Gedanken um die Stellenanzeige zu machen.
„Die Stellenanzeige ist oft der erste Kontakt zwischen Arbeitgeber und Bewerber. Hier ist der erste Eindruck entscheidend“, sagt auch Anika Jansen vom Kompetenzzentrum Fachkräftesicherung (Kofa). Denn dieser Kontakt entscheide, ob sich der Bewerber näher mit dem Betrieb befassen will. „Und der Aufwand, den Sie in eine gute Stellenanzeige stecken, zahlt sich am Ende durch bessere und passendere Bewerbungen aus.“
Deshalb ist es wichtig, die Stellenanzeige an die Zielgruppe anzupassen, betont Birgit Lietzau. Fotos, Wortwahl, Ansprache – all das sollten Sie in den Blick nehmen. „Es macht einen Unterschied, ob ich einen Meister einstellen will oder Azubis suche“, so Lietzau.
Tipp 1: Wer will was? Rücken Sie Ihre Besonderheit in den Fokus
Bevor Sie loslegen, machen Sie sich klar: Was ist das Besondere an unserem Betrieb? Was bieten wir unseren Mitarbeitenden, damit sie gern für den Betrieb arbeiten? „Vielen Handwerkern ist gar nicht bewusst, was sie alles für Ihr Team tun“, sagt Lietzau. Jeder hat sein eigenes Werkzeug oder Sie bezahlen Fahrtzeiten? Regelmäßige Weiterbildung ist bei Ihnen üblich? Oder Sie bieten Ihren Azubis Unterstützung über die Arbeitszeit hinaus? Dann schreiben Sie das!
Wem nichts einfällt, kann am besten bei den eigenen Leuten nachfragen: Warum arbeitet Ihr eigentlich so gern hier? „Denen fällt schon was ein“, versichert Lietzau.
In der Stellenanzeigen sollten Sie dann als erstes Ihre Benefits nennen – und zwar die, die zur Zielgruppe passen. „Laut der Shell-Jugendstudie suchen junge Leute vor allem Sicherheit“, sagt Anika Jansen. Bei der Suche nach Azubis könnte also eine Übernahmegarantie ein wichtiges Argument sein. Frauen wiederum suchten oft nach flexiblen Arbeitszeitmodellen, Männer legten tendenziell mehr Wert auf Jobsicherheit und Gehalt, so Jansen.
Punkten können Handwerksbetriebe auch beim so genannten Job-Branding: „Für immer mehr Menschen ist es wichtig, eine sinnvolle Arbeit zu leisten“, sagt Jansen. Ein Dachdecker und ein Heizungsbauer als Klimaschützer; Friseure, die Kunden glücklich machen; Bäcker und Fleischer, die sich um regionale und gesunde Ernährung kümmern – solche Argumente können überzeugen.
Tipp 2: Wählen Sie einen eindeutigen Jobtitel
Natürlich kann es Aufmerksamkeit erreichen, wenn Sie schreiben: „Steinstapler gesucht“, aber eigentlich einen Maurermeister einstellen wollen. Eine gute Idee ist es nicht unbedingt. „So lange Sie nicht ausdrücklich nach Quereinsteigern suchen, sollten Sie als Jobtitel den Ausbildungsberuf nennen“, sagt Birgit Lietzau. „Fachkräfte können mit diesen Begriffen am meisten anfangen.“
Wichtig ist der Jobtitel auch für die Suche im Internet: „Wer im Netz sucht, nutzt Google“, sagt Anika Jansen. Aber da geben Fachkräfte „Maurer“ ein und nicht „Steinstapler“.
Sie sollten zudem eindeutig schreiben, wen Sie suchen: einen Meister, einen Gesellen, einen Helfer oder einen Auszubildenden, sagt Birgit Lietzau: „So bewerben sich dann auch die Richtigen.“
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Tipp 3: Nennen Sie nur die entscheidenden Anforderungen
Natürlich suchen sie eine Fachkraft, die möglichst viel kann. Aber sollten Sie auch all Ihre Wünsche in die Stellenanzeige schreiben? „Nein“, sagt Jansen. „Lange Anforderungslisten schrecken ab. Vor allem Frauen halten sich dann häufig zurück.“
Auch Brigit Lietzau plädiert für ein möglichst knappes Anforderungsprofil, gibt aber zu bedenken: „Es gibt viele Handwerksberufe, in denen für bestimmte Tätigkeiten festgelegte Qualifikationen erforderlich sind – zum Beispiel unterschiedliche Schaltberechtigungen bei Elektrofachkräften.“ Wenn Sie hier eine bestimmte Qualifikation voraussetzen, sollten Sie diese auch unbedingt aufnehmen.“
Auch wenn mit dem Job andere Besonderheiten verbunden sind, sollten Sie diese klar benennen, rät Lietzau: Kundendienst, Montagewochen oder Bereitschaftsdienste sollten schon in der Stellenanzeige genannt werden.
Tipp 4: Passen Sie die Gestaltung an die Zielgruppe an
„Machen Sie den potentiellen Bewerbern Lust darauf, bei Ihnen zu arbeiten und zeigen Sie, wie Ihr Betrieb tickt“, sagt Lietzau. Eine Stellenanzeige sei auch eine Möglichkeit, mit alten Vorurteilen gegenüber dem Handwerk – schwere Arbeit, viel Schmutz, schlechte Bezahlung – aufzuräumen.
Dazu gehört eine ansprechende Gestaltung. „Eine Stellenanzeige sollte so strukturiert sein, dass alle wichtigen Informationen schnell zu finden sind“, so Lietzau. Spielen können Sie mit der Ansprache und einem aussagekräftigen Foto. „Da sollten Sie wieder Ihre Zielgruppe im Blick haben: Azubis können Sie flapsiger ansprechen als Meister.“ Dasselbe gelte für die Fotos. „Testen Sie ruhig mal eine ungewöhnliche Ansprache oder ein überraschendes Bild – wenn es denn zum Betrieb passt.“
Tipp 5: Suchen Sie die passenden Kanäle zur Veröffentlichung
„Eine Stellenanzeige sollte auffindbar sein“, betont Annika Jansen. „Sie sollten Sie also auf Ihrer eigenen Karriereseite so veröffentlichen, dass sie mobil lesbar ist und von Google gefunden wird.“ Wichtig dafür sei nicht nur der eindeutige Jobtitel, den Sie auch in den Metadaten im Content Management System unterbringen sollten. Die Stellenanzeige sollte zudem eine eigene URL haben „PDFs findet Google nicht“, so Jansen.
Ansonsten gilt: Klappern Sie auf allen Kanälen, auf denen Ihre Zielgruppe ist, vom örtlichen Anzeigenblatt bis zu Social Media. „Mit Facebook und Instagram erreicht man heute die Jugendlichen schon nicht mehr, sondern eher die Gesellen und Meister“, sagt Birgit Lietzau.
Sie legt Handwerksbetrieben neben der kostenlosen Veröffentlichung bei der Agentur für Arbeit besonders die Fachkräfte- und Ausbildungsplatzbörsen der Handwerkskammern ans Herz. „Wir stehen den Betrieben kostenlos mit Rat und Tat zur Seite, wenn sie Unterstützung brauchen.“
Soll ich ein Gehalt in der Stellenanzeige nennen?
Und was ist mit dem Geld? Laut Umfragen wünschen sich die Bewerber schon in der Anzeige eine konkrete Auskunft über ihren Verdienst. Anika Jansen ist da eher vorsichtig: „Das ist nur unter bestimmten Bedingungen eine gute Idee.“ Sicher könne man so Leute anlocken. „Aber man muss sich auch im Klaren darüber sein, dass das Team sofort die genannte Summe mit dem eigenen Lohn vergleicht“, betont sie. Voraussetzung, das Gehalt zu nennen, sei eine klare und gut durchdachte Gehaltsstruktur im Betrieb.
Birgit Lietzau ist ebenfalls skeptisch, was das Nennen einer fixen Summe angeht. „Man legt sich damit sehr fest. Verhandlungsspielraum haben Sie dann nicht mehr.“ Außerdem: „Liegen Sie zu hoch, kommen die Leute nur wegen des Geldes – und bleiben, bis ein anderer mehr bietet.“
Besser sei es, eine grobe Orientierung zu geben, zum Beispiel, wenn der Betrieb nach oder über Tarif bezahlt. „Letztlich ist gerade im Handwerk das Gehalt nur ein Baustein von vielen“, so Lietzau. Wer nur Wert aufs Geld lege, arbeite eher in der Industrie. „Im Handwerk können Sie mit anderen Argumenten mehr punkten.“
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