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Weniger Bürokratie für Betriebe gefordert

Bürokratieabbau: Mit geballter Kraft voran

Der ZDH will 2019 verstärkt für den Bürokratieabbau kämpfen. Einen freut das ganz besonders: Handwerksmeister Frank Lefarth.

Auf einen Blick:

  • Handwerksmeister Frank Lefarth kämpft mit Gleichgesinnten gegen zu viel Bürokratie im Handwerk.
  • Auf einer Website sammelt er mit Kollegen Gesetze und Verordnungen, die das Handwerk nerven. Und er erklärt, warum.
  • In einer Podiumsdiskussion mit Vertretern aus Politk und Handwerk hat das Thema diesen Sommer mehr Aufmerksamkeit erhalten. Lefarth sucht nach wie vor Unterstützer für seine Initiative.
  • 2019 will auch der ZDH den Bürokratieabbau stärker in den Fokus rücken und plant regionale Veranstaltungen, um daraus Lösungsvorschläge für die Praxis abzuleiten.

Datenschutz, Abmahnbriefe, Gewerbeabfallverordnung, Maut ab 3,5 Tonnen: Die Liste der Gesetze und Regelungen, die Handwerker nerven, ist lang. Frank Lefarth hat den „Bürokratiewahnsinn“ nicht nur aufgelistet. Mitte 2018 hat der Elektromeister aus Medebach (Sauerland) zusammen mit gleichgesinnten Handwerksmeistern die Initiative „Wirtschaftsmacht Handwerk – Werkbank statt Schreibtisch“ ins Leben gerufen. Die dazugehörige Website wirtschaftsmacht-handwerk.de bündelt die zentralen Forderungen an die Politik.

Demonstration gegen den Bürokratiewahnsinn

Seit dem Start haben sich laut Lefarth mehr als 220 Handwerker gemeldet, die die Aktion unterstützen wollen. „Handwerker sind keine Juristen. Die Betriebe haben keine Rechtsabteilung und wollen nur ihre Arbeit machen“, sagt der 45-Jährige. Sein Ziel ist es, Gleichgesinnte zu finden, die diese Botschaft verbreiten und somit auf die Lage der Handwerksbetriebe aufmerksam machen.

Störfaktor Nummer 1: DSGVO

Dieses Jahr war für den Unternehmer die Datenschutzgrundverordnung (DSGVO) der Störfaktor Nummer eins. „Das geht sogar so weit, dass ich mich nicht mehr traue, meine Weihnachtspost zu verschicken, ohne vorher einen Anwalt oder die Experten der Handwerkskammer um Rat zu fragen“, so Lefarth.

Das ist nur ein Beispiel, das er anführt. Sich gegen Abmahnvereine abzusichern, sei jedes Mal wieder mit einem riesigen bürokratischen Aufwand verbunden. Die Leidtragenden solcher Gesetze, die eigentlich große Konzerne treffen sollen, seien die Handwerksbetriebe.

Größtes Manko: Die Trägheit der Politik

Eine zentrale Forderung der Initiative: Weniger Bürokratie für das Handwerk. Das sei gar nicht so leicht, habe Lefarth erfahren. „Gesetze zu verabschieden, geht offenbar ganz schnell. Aber bis ein Gesetz abgeschafft wird, gehen manchmal Monate oder Jahre ins Land.“

Die Handwerker selbst seien machtlos gegen die Trägheit der Politik. Auch darum will Lefarth bundesweit auf seine Aktion aufmerksam machen. „Mit geballter Kraft können wir mehr erreichen“, ist sich der Handwerksmeister sicher.

Etappenziel erreicht – Gehör in den Verbänden gefunden

Ein Etappenziel haben Frank Lefarth und seine Mitstreiter in diesem Jahr bereits erreicht: „Man kennt uns, viele Betriebe haben von unserer Initiative erfahren, das hat sich herumgesprochen“, freut sich der Elektromeister. Ein Grund für die steigende Bekanntheit ist eine Veranstaltung, die die Unternehmer im Sommer gemeinsam mit der Kreishandwerkerschaft Hochsauerland und der Handwerkskammer Südwestfalen auf die Beine gestellt haben.

Mitte Juli waren einige Politiker der EU-, Bundes- und Landesebene sowie Handwerksvertreter und Unternehmer zu einer Podiumsdiskussion nach Meschede gekommen. Auch Holger Schwannecke, Generalsekretär des Zentralverbandes des Deutschen Handwerks (ZDH), war vor Ort. „Es war eine sachliche Diskussion auf Augenhöhe“, betont Lefarth. Sie habe gezeigt, wie wichtig das Thema sei und dass Handlungsbedarf bestehe.

ZDH will 2019 Bürokratieabbau in den Fokus rücken

Im kommenden Jahr will auch der ZDH den Bürokratieabbau stärker in den Fokus rücken. „Handwerksbetriebe fühlen sich angesichts zunehmender formeller Pflichten, unverständlicher und komplexer Vorschriften, hoher materiell-rechtlicher Anforderungen und finanzieller Gebühren vermehrt überfordert“, sagt ZDH-Präsident Hans Peter Wollseifer.

Er kündigte an, den Ursachen der zunehmenden Überforderung der Betriebe auf den Grund gehen zu wollen und Lösungsvorschläge zu formulieren. Der Verband plane 2019 eine Veranstaltungsreihe zum Bürokratieabbau. Auftakt- und Abschlussveranstaltungen sind die Rechtspolitischen Podien des ZDH im Februar 2019 und 2020.

Frank Lefarth stimmt diese Ankündigung positiv: „Wenn unsere Podiumsdiskussion nur ein Baustein dafür war, dass das Thema Bürokratie jetzt bundesweit stärker in den Fokus rückt, haben wir schon viel erreicht.“

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