Klare Ansagen oder Deeskalation? Je nach Art der Nervensäge brauchen Sie die richtige Strategie.
Foto: Gille, erstellt mit KI Midjourney
Klare Ansagen oder Deeskalation? Je nach Art der Nervensäge brauchen Sie die richtige Strategie.

Inhaltsverzeichnis

Alltag im Handwerk

5 typische Nervensägen: So werden Sie mit ihnen fertig

Schlampige Mitarbeiter, aggressive Kunden oder die Labertasche aus dem Nachbarbetrieb kosten oft den letzten Nerv. Mit der richtigen Strategie bekommen Sie sie in den Griff.

Auf einen Blick:

  • Nervensägen kann man nicht aus dem Weg gehen. Deshalb ist es wichtig zu lernen, wie man mit ihnen umgeht.
  • Bei nervigen Mitarbeitern sind Führungsqualitäten gefragt, bei aggressiven Kunden eher Deeskalationstalent. Aber wie stoppen Sie eine professionelle Labertasche?

Jeder kennt sie: Nervensägen, mit denen kein Auskommen möglich scheint. Sie verstecken sich im Team oder kommen als Kunden in die Werkstatt. Und gefühlt wollen sie nur eins: Uns auf die Palme bringen. Doch auch wenn wir es uns noch so sehr wünschen: Sie lösen sich nicht in Luft auf. Also müssen wir mit ihnen klarkommen. Coach Meike Müller weiß wie.

Nervensäge 1: der schlampige Mitarbeiter

Schon wieder kommt der Kollege zu spät, hat das Werkzeug nicht aufgeräumt und ein „Guten Morgen“ will ihm auch nicht über die Lippen kommen. Wenn er mal nicht da ist, merken alle, wie schön es im Betrieb sein kann. Einfach entlassen? Angesichts des Fachkräftemangels kann das nur die letzte Lösung sein.

„Wichtig ist herauszufinden, was genau so nervt“, sagt Müller. Der Grund sei oft einfach: Der andere verstößt gegen unser Wertesystem. Im Betrieb ist das eine klare Sache: Sie sind der Chef, Sie legen die Regeln fest. „Aber ist auch klar, welches Verhalten Sie auf dieser Grundlage erwarten?“, fragt Müller. „Unter Teamfähigkeit oder respektvollem Umgang versteht nicht jeder dasselbe.“

Deshalb sollten Sie das Gespräch mit der Nervensäge suchen und sie mit ihrem Verhalten konfrontieren. „Und zwar nicht mit der allgemeinen Aussage: ,Du nervst!‘, sondern mit Zahlen, Daten und Fakten“, betont Müller.

Außerdem wichtig: „Senden Sie Ich-Botschaften“, sagt die Beraterin. „Ich habe mich darüber geärgert, dass die Werkstatt heute Morgen nicht aufgeräumt war! Oder sogar: Ich bin stinkwütend, weil ich eine halbe Stunde nach den Unterlagen suchen musste.“ So vermeiden Sie die Vorwurfsfalle der Du-Botschaften: Immer lässt Du Deinen Kram liegen! „Damit erreichen Sie gar nichts, außer einem Rechtfertigungs-Pingpong.“

Als dritten Schritt sollten Sie laut Müller konkrete Erwartungen äußern: „In Zukunft erwarte ich von Dir, dass Du pünktlich kommst. Mit pünktlich meine ich 8 Uhr und nicht 8.10 Uhr. Denn die anderen warten auf Dich, sie können nicht losfahren und alle geraten in Verzug.“

Gelassen bleiben – mit diesen 5 Tipps gelingt es Ihnen!

Schwierige Kunden, kranke Mitarbeiter, volles Büro: Manchmal wächst einem alles über den Kopf. Coach Christian Bremer erklärt, wie Sie trotzdem Ruhe bewahren.
Artikel lesen

Nervensäge 2: der vorwurfsvolle Anrufer

Das Telefon klingelt und eine Flut von Vorwürfen und Beschwerden schwallt aus dem Hörer. Jetzt ist Deeskalation gefragt, wenn Ihnen Kundenzufriedenheit und Google-Bewertungen wichtig sind.

„Bei solch aufgeregten Beschwerdeanrufern hilft erstmal nur eins: Abwarten, und zwar drei Minuten“, sagt Müller. „Hören Sie zu, machen Sie freundliche Geräusche und warten Sie darauf, dass dem anderen langsam die Luft ausgeht.“ Zu frühes Unterbrechen sorge nur für eine weitere Eskalation.

„Nach drei Minuten können Sie auf Signalsätze achten“, beschreibt die Kommunikationsexpertin das weitere Vorgehen. „Ich habe das jetzt schon fünf Mal erlebt“ oder „Das musste ich jetzt mal loswerden“ seien solche Signale. „Jetzt können Sie das Wort ergreifen und nach Lösungen suchen“, so Müller. Falls der Betrieb einen Fehler gemacht hat, entschuldigen Sie sich. Und dann fragen Sie: Was können wir jetzt für Sie tun? „Oft möchten die Menschen tatsächlich nur mal Dampf ablassen. Sie wollen keine Entschädigung, sondern einen Zuhörer.“ Wenn allerdings der Kunde antwortet: „Mir würde wirklich helfen, wenn Sie den Fehler beseitigen würden“, dann sollten Sie ein entsprechendes Angebot machen.

[Tipp: Weitere Strategie-Tipps für Ihren Betrieb liefert der kostenlose handwerk.com-Newsletter. Jetzt hier anmelden!]

Nervensäge 3: der aggressive Wüterich

Bei aller Deeskalation gegenüber Kunden: Es gibt Grenzen. „Diese Grenze ist erreicht, wenn der andere Sie beschimpft oder beleidigt“, stellt Müller klar. Für ein Telefonat empfiehlt sie drei Schritte:

  1. Sie sagen in die Beschimpfungen: „Sie beleidigen mich, ich möchte nicht, dass Sie so mit mir sprechen.“
  2. Der Anrufer tobt weiter. Sie sagen: „Sie beleidigen mich weiter, ich muss das Gespräch beenden, wenn Sie Ihren Ton nicht ändern.“
  3. Wenn auch das nichts genützt hat, sagen Sie: „Schade, ich hätte Ihnen gern weitergeholfen. Aber so ist das unmöglich. Ich lege jetzt auf und wünsche Ihnen noch einen schönen Tag.“ Und damit beenden Sie das Gespräch.

„Fertigen Sie am besten sofort ein Gedächtnisprotokoll an, wie das Gespräch verlief und warum Sie es beendet haben“, rät Müller. Das gelte auch für Ihre Mitarbeitenden. „Sollte sich derjenige dann über Ihr Team beschweren, haben Sie etwas in der Hand.“

„Wenn jemand gar nicht mehr aufhört zu reden, stellen Sie die nonverbale Kommunikation auf stur“, sagt Coach Meike Müller.
Foto: Petra Schneider-Schmelzer
„Wenn jemand gar nicht mehr aufhört zu reden, stellen Sie die nonverbale Kommunikation auf stur“, sagt Coach Meike Müller.

Nervensäge 4: die unentschlossene Kundin

Kunden, die immer wieder alle Pläne umwerfen, können nerven. „Wenn Sie feststellen, dass Sie sich so eine wankelmütige Nervensäge eingetreten haben, sollten Sie so früh wie möglich alles schriftlich fixieren“, rät Kommunikationscoach Müller. Das tun Sie schon, aber sie will immer ein neues Angebot? „Dann lassen Sie sich das bezahlen und nehmen einen Passus auf, wie viel Sie für jede neue Änderung in Rechnung stellen.“

Nervensäge 5: die Labertasche aus dem Nachbarbetrieb

Anstrengende Menschen finden sich auch unter Kollegen, den anderen Handwerkern. Immer gern dabei: die Labertasche. Sie weiß alles besser und breitet dieses Wissen immer und überall aus. Außerdem berichtet sie ausgiebig vom letzten Urlaub, während Ihnen die Zeit wegläuft.

„Wenn man gar nicht dazwischenkommt, aber etwas zum Gespräch beitragen will, sollte man den anderen mit seinem Namen ansprechen, zur Not mehrfach“, rät Müller. „Auf den eigenen Namen reagieren alle und halten zumindest kurz inne, so dass Sie in die Lücke stoßen können.“

Sollte das nicht funktionieren, unterbrechen Sie einfach: „Mir ist wichtig, dass wir jetzt einen Termin festlegen.“ Sie können auch eine „Gegenleistung“ anbieten, falls das Gespräch bald endet, meint Müller. „Sobald wir hier zum Ende kommen, kann ich mich sofort um Ihr Anliegen kümmern.“

Hilft auch das nicht, empfiehlt die Expertin, die nonverbale Kommunikation auf stur zu stellen: „Machen Sie keine zustimmenden Geräusche mehr, nicken Sie nicht, sondern starren den anderen an.“ Nicht unbedingt höflich, aber Sie sind ja mittlerweile in einer Notsituation. Signalisieren Sie mit einem Abschlusssatz, dass für Sie das Gespräch beendet ist: „Ich fasse dann abschließend zusammen, dass…“

Und wenn auch das nicht hilft? „Dann reden Sie einfach eine Weile parallel“, nennt Müller einen letzten Ausweg: „Es tut mir Leid, meine Zeit rennt mir weg, deshalb lassen Sie uns jetzt zum Schluss kommen. Ich wünsche Ihnen noch einen schönen Tag.“

Tipp: Sie wollen an der Strategie Ihres Betriebes feilen und suchen neue Impulse? Mit dem handwerk.com-Newsletter gelingt Ihnen das. Melden Sie sich jetzt an!

Auch interessant:

Arrogante Kunden: So reagieren Sie souverän!

Wer mit arroganten Menschen zu tun hat, fühlt sich oftmals klein. Doch das muss nicht sein. Mit diesen Tipps gelingt es Ihnen, selbstbewusst aufzutreten.
Artikel lesen

Das Team und seine vier Typen

Als Chef haben Sie es auch mit schwierigen Mitarbeitern zu tun: vier besonders kniffelige Typen und wie Sie mit ihnen klarkommen.
Artikel lesen

Selbstfürsorge: Und wer lobt den Chef?

Im Zweifel niemand! Warum Selbstfürsorge gerade für Unternehmer wichtig ist – und 5 schnelle Übungen für Ihren Alltag.
Artikel lesen

Frustriert von der Mitarbeitersuche?

handwerk.com und die Schlütersche helfen Ihnen Ihre offenen Stellen einfach, zeit- und kostensparend mit den richtigen Kandidaten zu besetzen! Mehr als 500 Betriebe vertrauen uns bei der Mitarbeitersuche!

Jetzt Bewerber finden!

Wir haben noch mehr für Sie!

Praktische Tipps zur Betriebsführung und Erfahrungsberichte von Kollegen gibt es dienstags und donnerstags auch direkt ins Postfach: nützlich, übersichtlich und auf den Punkt.
Melden Sie sich jetzt für unseren Newsletter an - schnell und kostenlos!
Wir geben Ihre Daten nicht an Dritte weiter. Die Übermittlung erfolgt verschlüsselt. Zu statistischen Zwecken führen wir ein anonymisiertes Link-Tracking durch.
Ab August nutzen drei neue Azubi bei Eickhoff Metallbau in Hannover die App Azubiheft.de, berichtet Gesa Eickhoff.

Aus der Praxis

Berichtsheft-App: Aufwand gesenkt, Motivation gesteigert

Kein Hinterherlaufen mehr und weniger Zeitdruck vor den Prüfungen: Vom Wechsel auf das digitale Berichtsheft profitieren in diesem Betrieb Azubi und Ausbilder.

    • Digitalisierung + IT
Spezialisiert auf das Fräsen von Nuten für das P-System: die Zeta P2 Akku von Lamello.

Holzhelden

Fräsen, stecken, klicken – fertig

Lamello hat die Zeta P2 mit einem Akku-System ausgestattet. So fräst man Nuten für das P-System noch unabhängiger. Kann die Maschine in der Werkstatt überzeugen?

    • Holzhelden, Werkzeug
Einen

Recht

Bauvertrag: Keine Rechnungskürzung für spätere Fertigstellung

Ein Vertrag sah eine Ausführungszeit von 12 Monaten vor. Die Leistungszeit war nicht so genau definiert. Wer hat Recht, wenn der Bau länger dauert und die Mahnung vergessen wurde?

    • Recht
Freundlich, aber anstrengend: Energievampire sind nicht grundsätzlich unsympathisch und deswegen schwer zu erkennen – spitze Eckzähne haben sie leider nicht..

Kommunikation

3 Schritte: So werden Sie mit Energievampiren fertig

Es gibt Menschen, die Ihre Energiereserven über Gebühr strapazieren und Sie erschöpft zurücklassen? So können Sie lernen, sich abzugrenzen, um nicht auszubrennen.

    • Personalführung, Psychologie, Work-Life-Balance, Kommunikation